Bremisch abgeschoben

■ Libanesiche Familie vergeblich beim Sozialsenator

Im Flur auf der 15.Etage des Sozialsenators, hoch über Bremen, hängt ein Plakat, das für die „Freundschaft mit Ausländern“ werben soll: „Lieber Ahmet, schade, daß Du ausgewiesen wirst..“. Das ist nett. Und nützt der Familie, die heute mit ihrem Besuch bei der Behörde einen allerletzten Versuch machte, ihrem Schicksal einen Dreh zu geben, nichts. Die Karamets sind nach der Flucht aus dem Libanon in einer Odyssee über Hildesheim nach Bremen gekommen und sollen heute früh die Sachen packen und verschwinden. Weil der Familienvater in der Türkei geboren ist, soll die ganze kurdische Familie in die Türkei abgeschoben werden.

Daß rein ausländerrechtlich keine Ansprüche bestehen, weiß die unglückliche Familie ebenso wie die Mitglieder des „Gröpelinger Bündnisses“, die gestern mitkamen zum Go-In. Aber daß bitteschön das Land Bremen zumindest so lange über Sozialhilfe die Unterbringung bezahlt, bis die Familie reisefähig ist, das hatten die Karamets und auch die BremerInnen gehofft (vg. taz v. 2.2.).

Der zuständige recht frischgebackene Ausländerreferent, Albrecht Großendorf, nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir lassen uns hier nicht auf der humanitären Schiene über den Tisch ziehen“ und vermutete unverblümt, er werde bei Rückfragen „ohnehin dolle Geschichten erfahren, wie meist in diesen Fällen“. Das Bremer Sozialamt hat seit Mitte Januar alle Zahlungen eingestellt. Aus Angst vor der Abschiebung in die Türkei hatten sich die Karamets - quer zu den vorgesehenen verschlungenen Amtspfaden - aus Niedersachsen nach Bremen geflüchtet. Daß der Familienvater laut Attest krank ist und nicht reisefähig, wage ich zu bezweifeln“, diagnostizierte Großenkopf quer über den Tisch.

Nach einem Telefonat mit dem Kollegen in Hildenheim, und weil dort abends ohnehin niemand mehr untergebracht werden kann, bot der Bremer dann an („mehr kann ich nicht machen“), die Kosten noch für eine weitere Nacht zu übernehmen. Heute sei dann aber „Schluß mit diesen Spielchen hier“. Er steht den Papieren nach in guten Schuhen: Erstens läuft das Asylverfahren in Hildesheim, zweitens hatten Karamets in Bremen in ihrer Not falsche Namen angegeben („Erschleichung von Sozialhilfe“), drittens und vor allem wollen die Bremer vor allem eins nicht: „das El Dorado für Flüchtlinge“ werden. Karamets guckten sich derweil aus dem 15. Stock an, wo zwischen Hafen und Industriegelände die Flüchtlings -Baracken geplant sind. S.P