Allianz steigt in Italiens Bankengeschäft ein

■ „Kon-Fusion“ im Binnenmarkt: Italiens Versicherungen gründen Banken Zentralbank will großartigen Konzentrationsprozeß / Jeder 7. Arbeitsplatz perdu?

Mailand (dpa) - Die italienischen Banken haben begonnen, sich auf die Liberalisierung des Geld- und Kreditmarktes der europäischen Gemeinschaft vorzubereiten. Gleichzeitig mehren sich die Bestrebungen zur Globalisierung der Finanzaktivitäten durch Verflechtung des Bank- mit dem Versicherungsgeschäft. Nach der bereits im Herbst 1988 erfolgten Gründung des Kreditinstituts Banca Internationale Lombarda in Mailand durch Italiens größten Versicherungskonzern, Assicurazioni Generali, die Banca Commerciale Italiana und die französische Paribas, hat jetzt auch der zweitgrößte italienische Versicherungskonzern, die von der Münchner Allianz AG mit 51,5 Prozent des Kapitals kontrollierte RAS SpA in Mailand, von der Zentralbank die Erlaubnis zur Gründung einer eigenen Bank erhalten.

Die neue RAS-Bank will spätestens in einem Jahr ihre erste Filiale eröffnen. Pläne in Richtung Allfinanz hat ebenfalls die öffentlich rechtliche Turiner Bank, Instituto Bancario San Paolo di Torino, die mit der britischen Gardian Royal Exchange zusammen drei gegenwärtig noch von der römischen Finanzgesellschaft Acqua Marcia kontrollierte Versicherungsunternehmen übernehmen will.

Entsprechend den von der italienischchen Zentralbank ausgehenden Aufforderungen zur Konzentration und zur Schaffung größerer Dimensionen plant das Turiner Kreditinstitut außerdem die Fusion mit der ebenfalls öffentlich rechtlichen Bank Crediop in Rom. Vor der Fusion steht auch die von der Staatsholding IRI kontrollierte Banco di Santo Spirito mit der Sparkasse der Stadt Rom.

Der Erlös aus dem Verkauf von Santo Spirito wird IRI dazu verwenden, die Kapitalerhöhung ihrer Tochter Banco di Roma zu bedienen, die in zwei Branchen insgesamt 1.000 Milliarden Lire (1,5 Mrd. DM) in die Kassen dieser Bank führen soll. Damit entspricht Banco di Roma den Auflagen der italienischen Zentralbank zur Anpassung der Eigenmittel an das Aktivgeschäft.

Den gleichen Auflagen ist auch die in kürzlich beschlossene Kapitalaufstockung der größten italienischen Privatbank, Banca Nazionale dell'Agricoltura (Rom), zu verdanken. Im Gespräch ist dabei eine Beteiligung des von der Staatsholding IRI kontrollierten Mailänder Kreditinstituts Credito Italiano.

Auch im privaten Bereich des italienischen Kreditwesens stehen Fusionen bevor: Die erste ist die zwischen der Mailänder Nuovo Banco Ambrosiano und der von dieser mit 50,6 Prozent des Kapitals kontrollierten Banca Cattolica del Veneto. In diesem Fall wollen die Kontrollaktionäre Ende der Woche über die Form der Operation eine Entscheidung treffen.

In Mailänder Finanzkreisen wird erwartet, daß die Konzentrations- und Neuordnungspläne, die von jetzt an zur Durchführung gelangen werden, tiefe Eingriffe nicht nur in die Struktur des Kreditgewerbes haben werden, sondern auch in die der Beschäftigung. Um freie Hand für die jetzt notwendig werdenden Rationalisierungsmaßnahmen zu gewinnen, hat der italienische Bankenverband Mitte dieser Woche den Gewerkschaften die Einführung von Vorruhestandsregelungen im Bankwesen vorgeschlagen. Experten schätzen, daß 40.000 bis 50.000 der insgesamt 320.000 Arbeitsplätze im Kreditgewerbe bis 1992 abgebaut werden müssen.