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SEK überfällt WAA-Fasching

■ Friedliche Anti-Atom-Gaudi von der Polizei zu blutigem Ernst geprügelt

Schwandorf (taz) - Kostümiert und wild geschminkt zogen am Sonntag über 2.000 Jecken vor die WAA. Ein Sektstand der BI Schwandorf sowie zwei fetzige Salsa-Kombos sorgten für eine ausgelassene Stimmung trotz der Nähe zu dem Atom -Festungszaun und heftigem Schneetreiben.

Viel beklatscht wurde ein 50 Meter langer, grellfarbener Drache, der die Atom-Mafia darstellte. Zahlreiche Polizisten in ihrer einheitlichen grünen Vermummung, sichtlich deplaziert in dem bunten Treiben, drückten sich immer mehr in den Waldrand. Nach circa zwei Stunden, begannen die ersten Leute den Heimweg, die Drachenträger suchten einen Platz, ihre Verkleidung abzulegen.

Davor, daß nicht alles friedlich verlief, schützte das eigens für den WAA-Einsatz aufgestellte „Gauweiler SEK“. Das Faschingstreiben verwandelte sich im Handumdrehen in blutigen Ernst, als eine Hundertschaft plötzlich in die Menge stürmte. Im Nahkampf gedrillte Fäuste und harte Stiefel bahnten sich den Weg durch die Menge. Die Polizisten wollten in dem Faschingsdrachen keinen Drachen mehr erkennen, sondern sahen in ihm eine „politische Herausforderung“ und Bedrohung des Staates. Doch die Oberpfälzer scheinen Angst und Schrecken vor diesem berüchtigten SEK verloren zu haben. Sofort waren die Beamten von allen Seiten umringt, ein wild drehendes, schiebendes und strampelndes Karussell von über 1.000 Menschen wogte vor dem Bauzaun hin und her. Brillen, Verkleidungen, Kameras gingen zu Bruch. Die wüst beschimpften SEKler zogen sich mehrfach zum Luftschnappen zurück, um sich dann umso heftiger in die Menge zu stürzen. Dabei wurden auch Kinder und ältere Menschen rücksichtslos umgerempelt, umgetreten, mit Knüppeln gestochen und geschlagen. Viele Verletzte, Blutende, einige mit Knochenbrüchen, fielen um oder torkelten aus dem Kneuel. Eine WAA-Gegnerin wurde mit zertrümmertem Nasenbein und Verdacht auf Milzriß ins Schwandorfer Krankenhaus gebracht.

B.K.

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