Wellensalat neu verteilt

■ Rundfunkrat befaßte sich mit dem Haushalt 1989 für Radio Bremen und nahm veränderte Programmstruktur zur Kenntnis / Alte Programme auf neuen Frequenzen

Wenn die Einnahmen sinken und gleichzeitg die Hörer ausbleiben, stehen für eine „Programmdirektorin Hörfunk“ schwere Zeiten an. Diese Erfahrung mußte in den vergangenen Monaten Radio Bremens Hörfunkchefin Carola Sommerey machen. Programmstruktur-Reform hieß das Zauberwort, und erreichen wollte Frau Sommerey die Zustimmung der auf Sparsamkeit bedachten Rundfunkräte und ein verstärktes Interesse der HörerInnen für die vier Bremer Wellen. Nachdem der Rundfunkrat in den letzten zwei Monaten die Sommerey -Vorschläge wegen fehlender Präzision gar nicht erst anhören mochte, und im Sender selbst heftigst gegen Kürzung von Wortan

teilen und Bildungsprogramm gestritten wurde, legte die Programm-Direktorin jetzt Pläne vor, die das Gremium nur noch zu einigen kritischen Randbemerkungen veranlaßte.

Ab dritten April sollen die Änderungen hörbar werden: Dann gibt es viermal täglich auf allen vier Wellen einen zehnminütigen „newsreport“. Die Lokalsendung „Rundschau“ wird dann nur noch im dritten Programm, und zwar ab 16.00 Uhr zu hören sein. Bremisches, das die RadiomacherInnen für allgemeininteressant halten, findet ansonsten seinen Platz in der „Integrierten Stunde“, die zweimal täglich Politisches aus aller Welt bringt. Ansonsten hat auf der Hansawelle zusammen

hängendes Wort kaum Platz. Kinder & Co muß ins 2.Programm weichen. Dort behält jetzt auch das Bildungsprogramm täglich eine Stunde Platz.

Nur an einer Stelle ist die Strukturreform mehr als ein Verschieben von Sendeplätzen zwischen den Wellen. Das vierte Programm darf künftig auch morgens auf der „Frühstrecke“ zwischen 6.00 - 9.00 Uhr funken. „Radio on“ heißt es dann und finanziert werden soll die neue Sendung, so versprach es die Programmdirektorin, aus zusätzlichen, an „Radio on“ gekoppelte Werbeeinnahmen.

35,5 Millionen Mark wird Radio Bremen 1989 laut Plan für den Hörfunk ausgeben. Das Fernse

hen hat 24,3 Mio zur Verfügung - zu wenig, um der ARD vertragsgemäß zwei Fernsehspiele zuzuliefern. Der Überlegung eines Rundfunkrates, deshalb „ernsthaft zu überlegen, ob wir wirklich vier Hörfunkprogramme wollen“, mochte aber niemand folgen. Statt dessen wollen die Rundfunkräte die „Mittelfristige Finanzplanung“ aufgabenkritisch durchleuchten. Ob der Haushalt '89 gestern abend letztendlich abgesegnet wurde, stand bei Redaktionsschluß nicht fest, doch eine Ausage des FDP-Vertreters Claus Jäger traf die vorherrschende Stimmung: „Wir müssen mit Bauchschmerzen verabschieden, weil es nicht anders geht.“

hbk