Verbraucherkompaß Wein & Milch

Wie immer wieder in Interviews auf der gerade zu Ende gegangenen „Grünen Woche“ zu hören war, glauben viele Verbraucher, wolle man beim Essen an Gesundheit denken, wäre es besser, nichts zu essen. „Und ob Sie nun verhungern oder sich vergiften, ist nun wirklich egal. Die Bios lügen doch, Chemie ist überall.“ Daß dem nicht so ist, beweisen die Untersuchungsergebnisse der biologischen Anbauverbände, die in der AGöl zusammengeschlossen sind. Deshalb haben wir in den vergangenen Verbraucher-Kompassen Demeter, Bioland, Biokreis Ostbayern, Naturland und ANOG vorgestellt und schließen die Reihe der deutschen Anbauverbände mit Geistigem, dem Bundesverband ökologischer Weinbau e.V. ab.

Die Stiftung ökologischer Landbau begann 1976 ökologisch wirtschaftende Winzer zu sammeln. Erst 1985 wurde der Bundesverband ökologischer Weinbau e.V. gegründet und konnte sich drei Jahre später als jüngstes und kleinstes Mitglied in die AGöl integrieren. Seitdem kämpft der Verband darum, daß das Etikett „aus kontrolliert biologischen Anbau“ endlich zugelassen wird. Das deutsche Weingesetz verbietet entsprechende Qualitätszeichen.

Von Regierungsseite wird versucht, den Begriff „Alternativ“ einzuführen, was aber die Richtlinien verwässern würde, da alternative Produktion auch den integrierten Landbau betrifft. Dann sind weiterhin chemische Insekten-, Pilz- und Unkrautvernichtungsmittel erlaubt, die sich lediglich mit Begriffen wie „Schadschwelle“ oder „Nützlingsschonend“ schmücken. Das widerum ist keine Alternative für den ökologischen Weinbau. Als Notlösung findet sich eventuell sehr klein gedruckt die Betriebsnummer des Anbauverbandes auf dem Etikett, z.B. „Bioland Betrieb Nr.xxx.“

Im vom Institut für Strahlenhygiene des Bundesgesundheitsamtes herausgegebenen Bericht zur Strahlenexplosion im Dezember 1988 wird für Milch eine Cäsiumbelastung von einem Becquerel pro Kilogramm als „repräsentativ“ angegeben. Demnach nicht repräsentativ sind folgende Werte, die sich auf ein Kilogramm des Produkts beziehen:

Rohmilch, nach Berlin geliefert im Januar 1989 aus der BRD1,68-4,78 Bq aus Nauen/DDR0,98-2,02 Bq aus Brandenburg/DDR2,48-5,97 Bq aus Westberlin'0,2-8,2 Bq

Frischmilch, Sammeltank Meiereizentrale Berlin1,4 und 1,6 Bq

Landmilch Goldblume, Igemo Oldenburg'3 Bq

Rohmilch, Hof Lütjen, Verleißmoor'3 Bq

Rohmilch, 7463 Rosenfeld'0,6 Bq

Rohmlich, 8114 Üffing3,7-7,3 Bq

Rohmilch, 8221 Kienberg0,9-1,3 Bq

Rohmilch, 8227 Siegsdorf1 Bq

Zur Erinnerung, 1982 lag nach Angaben im Statistischen Jahrbuch der BRD die mittlere Strahlenbelastung der Milch bei 0,3 Becquerel radioaktives Cäsium pro Liter. Niemand sollte aber glauben, daß die Milch aus dem Gerede kommt, weil die Radioaktivität langsam zurückgeht. In Niedersachsen ist in den letzten Wochen verstärkt mit krebserregenden polychlorierten Biphenylen (PCB) belastete Rohmilch entdeckt worden. Bisher waren es 27 Betriebe im Landkreis Northeim, die von einem Milchlieferverbot wegen Überschreitung der PCB -Grenzwerte betroffen waren. Man geht davon aus, daß im Solling und in der Gegend nördlich von Einbeck etliche Betriebe hinzukommen werden. Als Ursache für Verseuchung wird eine bestimmte Sorte von Bindegarn aus Sisal für Heuballen vermutet, das ganz massiv mit PCB verseucht sein soll.

Gabi Trinkaus

Quellen: Strahlentelex 50/89 Berlin, Eltern für unbelastete Nahrung, Kiel, Umweltinstitut München.