4.000 Bayern im Rep-Bier-Rausch

Schwarzrotgoldene Hosenträger, Maßkrüge und Victory-Zeichen beim Aschermittwoch-Besäufnis der Schönhuber- Partei in Cham / Parteivorsitzender bestreitet Alleinschuld der Deutschen am Ausbruch des 2.Weltkrieges  ■  Aus Cham Bernd Siegler

Rhythmischer Applaus, stehende Ovationen, Bravo-Rufe - bei Marschmusikklängen zieht Franz Schönhuber in die mit ca. 4.000 Menschen überfüllte Ostbayernhalle in Cham ein. Victory-Zeichen und Maßkrüge recken sich ihm entgegen. Draußen stehen etwa 50 Demonstranten und mehrere hundert Anhänger der Republikaner. Die Polizei verwehrt ihnen den Zutritt in die Halle. Nur einer Parteiabordnung aus Berlin wird es noch gestattet, mit der Landesfahne unter tosendem Applaus in die Halle einzuziehen. Drinnen überwiegt die Trachtenbekleidung, schwarzrotgoldene Hosenträger und Kopfbedeckungen sind zu sehen. Die Zeitung 'Der Republikaner‘ geht weg wie warme Semmeln, auch das Video „So war der deutsche Landser“ findet seine Abnehmer.

Bevor Schönhuber das Rednerpult erklimmt, darf zunächst die Oberpfälzer Parteivorsitzende Kischbauer den unvermeidlichen Dank an die Polizeieinsatzkräfte aussprechen und verkünden, daß in Berlin letzte Woche 700 Neueintritte verzeichnet werden konnten. Der bayerische Landesvorsitzende Harald Neubauer spielt dann seine Qualitäten als Einpeitscher aus. Nach dem Lob für seine Vorrednererin („Sie ist keine Quotenfrau, sondern eine Leistungsfrau“) kommt er zur Sache. „Wir lassen uns in diesem Land nicht zu Aussätzigen stempeln“, verkündet er. Hier und heute finde in Cham die größte Aschermittwochs-Kundgebung in Deutschland statt. Neubauer weist den Vorwurf zurück, die Republikaner seien rechtsextrem oder rechtsradikal. Ein Mann wie Schönhuber, der den bayerischen Verdienstorden erhalten hat, Chefredakteur beim Bayerischen Rundfunk und dem Münchener Boulevardblatt 'tz‘ und Vorsitzender des bayerischen Journalistenverbands war, könne kein Rechtsextremist sein.

„Schönhuber, Schönhuber„-Sprechchöre begleiten den großen Vorsitzenden zum Rednerpult. „Wo schlägt das Herz Bayerns?“ fragt er die Anwesenden. „Hier“, schallt es ihm pflicht- und erwartungsgemäß entgegen. „Wer bringt so viele Leute auf die Beine?“ Die Antwort folgt auf dem Fuß: „Schönhuber, Schönhuber.“ Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Trotz einer schwachen Vorstellung macht Schönhuber zwischendurch seinem Grundsatz: „Ich bin kein Softie, sondern habe Mark in den Knochen“ alle Ehre. Er nimmt sich Zeit für eine ausführliche Medienschelte und kündigt an, wenn seine Partei an die Macht kommen werde, werde es die ZDF-Sendung 'Kennzeichen D‘ nicht mehr geben. Das Hauptanliegen der „Sammlungsbewegung deutscher Patrioten“ ist jedoch die „deutsche Frage“. Die Republikaner, so kündigt Schönhuber an, ließen es nicht zu, daß „unsere Geschichte permanent auf Auschwitz reduziert“ werde.

Immer wieder unterbrochen vom Ausfall der Lautsprecheranlage rattert Schönhuber sein Parteiprogramm herunter, vom „lebenslänglich ohne Gnade für Dealer“ bis zur „Korrektur der Entwicklungshilfe“. Er nennt Geißler „den Totengräber der CDU, der bald in der politischen Vorhölle schmoren“ werde, kritisiert die Amerikanisierung der deutschen Medien und fordert eine „Quotenregelung für deutsche Produktionen im Rundfunk“. Auch für seine Äußerung vom „satten, verfressenen und teilweise verkommenen Westen“ bekommt der Vorsitzende tosenden Applaus, die Weißwurst bleibt dabei keinem seiner Anhänger im Halse stecken. Als Schönhuber die Alleinschuld der Deutschen am Ausbruch des 2.Weltkrieges bestreitet, kennt der Beifall keine Grenzen mehr. „Wir erklären hier und heute die Umerziehung der Deutschen für beendet und den Fahrkartenschalter nach Canossa für endgültig geschlossen.“ Mit dem obligatorischen Absingen der dritten Strophe der Nationalhymne wird die Veranstaltung geschlossen.

Anschließend revanchiert sich die Polizei für das Lob, das sie allenthalben von den „Republikanern“ bekommt. Sie schätzt - worüber sich die Partei besonders freut - die Teilnehmerzahl auf über 5.000. Polizeidirektor Sertl aus Regensburg berichtet von über 400 Einsatzbeamten darunter den sogenannten „Unterstützungskommandos“, die zum Schutz der Veranstaltung eingesetzt waren. Um eine Kundgebung gegen die Republikaner schon im Ansatz zu verhindern, seien acht Demonstranten bereits 90 Minuten vor Beginn der Veranstaltung zur Personalienfeststellung festgenommen worden. Gegen die vermeintlichen Organisatoren einer Spontandemonstration in der Chamer Innenstadt behalte man sich rechtliche Schritte.