piwik no script img

B-Waffen-Prüfstand Argentinien

US-Armee testet Biowaffen-Therapie in China und Argentinien / Auch anderswo geplant /Kritiker: Forschungen gegen und für B-Waffen sind nicht zu unterscheiden  ■  Von Silvia Sanides-Kilian

Washington (taz) - Die amerikanische Armee testet zur Zeit an angeblich freiwilligen Versuchspersonen Schutzmittel gegen Biowaffen in China und Argentinien. Der Vorsitzende des Medizinischen Instituts der US-Armee in Fort Detrick, David Huxsoll, erklärte außerdem gegenüber der 'New York Times‘, weitere Versuchsprogramme seien in Liberia, Südkorea und Ägypten geplant. In China erprobt die US-Armee diesen Erklärungen zufolge die Bekämpfung einer dort weitverbreiteten schweren Viruserkrankung, die häufig zu Nierenversagen und Tod führt. Mehr als 200 Patienten wurden mit dem Medikament „Ribavirin“ behandelt und mit einer nicht behandelten Kontrollgruppe verglichen. Das Medikament wird in den USA hergestellt und ist dort zugelassen. Das Testprogramm in China begann vor zwei Jahren und wurde nach Angaben von Huxsoll von den Chinesen angeregt: „Die Chinesen kamen auf uns zu, nachdem sie über unsere Arbeit mit dem Virus und Ribavirin in Tierversuchen gehört hatten.“ Während des Koreakriegs wurden zahlreiche amerikanische Soldaten mit dem Virus infiziert.

Kritiker der amerikanischen Biowaffenforschung fordern, daß Experimente dieser Art nicht von der Armee, sondern von zivilen Gesundheitsbehörden, die der öffentlichen Kontrolle unterliegen, durchgeführt werden. Mikrobiologe Keith Yamamoto von der Universität Kalifornien warnte unlängst vor der Entwicklung eines internationalen Wettrüstens mit Biowaffen.

Besonders die moderne Biotechnologie könne für diesen Zweck eingesetzt werden. Huxsoll setzt dagegen, die Versuche in China seien sinnvoll, weil zukünftige Biowaffen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf natürlich auftretenden Krankheitserregern basierten, Erregern zum Beispiel, die häufig in Entwicklungsländern auftreten. Es sei deshalb sinnvoller, mit diesen Krankheiten vor Ort zu experimentieren, als „Erreger im Labor herzustellen, um Therapien gegen sie zu entwickeln“.

In Argentinien begann die US-Armee im vergangenen Herbst Untersuchungen mit 6.500 Freiwilligen, die ebenfalls von einer Viruskrankheit bedroht sein sollen. Die USA haben zusammen mit 110 anderen Nationen den „Vertrag über bakteriologische und Giftwaffen“ von 1972 unterzeichnet, der zwar die Herstellung von Biowaffen verbietet, jedoch defensive Biowaffenforschung und die Entwicklung von Schutzmitteln gegen solche Waffen zuläßt. Der Kritiker der US-Waffenforschung Yamamoto behauptet jedoch, daß die Grenzen zwischen offensiver und defensiver Forschung in diesem Bereich nicht klar umrissen sind und im Zeitalter der modernen Biotechnologie noch weiter verschwinden werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen