Bremer vom Band

■ „Strangeways“ hat ab sofort das „Bremen Tape '88“ im Angebot

Daß es in Bremen mehr als nur ein paar Musikgruppen gibt, sollte nicht erst seit den kleinen Leistungsschauen bei „30 Seconds over Bremen“ oder den kürzlichen Solidaritätsaktionen für das bedrohte Lagerhaus bekannt sein. Für alle diejenigen, die sich einen komprimierten Überblick über das Bremer Musiktreiben verschaffen wollen, haben die beiden Fanzine-Macher von Strange Ways eine Kassette herausgebracht. Die Tradition einheimischer Kassettenproduktionen ist genauso lang wie unbeachtet. Da konnten die Bremen-Sampler auf Platte schon ein vergleichsweise größeres Publikum aufweisen. Nach dem AGM -Erstversuch fanden Tommy Rinnsteins schwarzes Doppelpaket und der schon legendäre Sampler Bremen Deutschland breitere Resonanz.

Zusammenschnitte vieler verschiedener Bands bergen aufgrund der Herstellungsbedingungen Merkmale, die natürlich nicht unbedingt mit den Maßstäben professioneller Produktionen gemessen werden können. Die Qualität der Aufnahmen ist höchst unterschiedlich, schließlich sind Übungsraummitschnitte und Livekonzerte nicht mit aufwendigen Studioarbeiten zu vergleichen. Daß dieses Nebeneinander aber durchaus seinen Reiz hat, beweist die subjektive Auswahl. Allen CD-Anbetungen zum Trotz bietet das Bremen Tape 61 Minuten lang Abwechslungsreiches - das ist den in einer Pillenverpackung angebotenen achtzehn Stücken nicht abzusprechen.

Ohne Zweifel haben die Scraps mit Die for you den Vogel abgeschossen, auch wenn eine solche Bewertung wiederum sehr subjektiv ist. Der Spaß am Spiel vermittelt sich unmittelbar, und so waren die mitwippenden Beine anläßlich einer innerbremischen Autofahrt ein weiteres Indiz für die Tanzbarkeit dieses Titels. Ganz andere Kost bieten dagegen die Less Funny Beduins mit Aufatmen?. Diese Frage darf ohne Umschweife abschlägig beantwortet werden, denn die Klangkollage läßt nicht viel Raum zum Atemholen. Konfuses bis Sinistres erreicht da das Ohr, Boris Karloff könnte jederzeit um die Ecke biegen. Boris heißt auch die Tonspur von The Dry Halleys, die mit dem Experimentalstück ganz ihre Linie in Richtung Professionalismus weiterverfolgen, genau wie ihre musikalischen Anverwandten der III.Art mit Basil Steps und ihren zappaesken Anklängen.

Hanseatische Klassiker steuerten die Pillbox Boys bei, (Tom Geffken ist spitze wie immer), The Perc Meets The Hidden Gentleman fehlt ebenso wenig wie der dunkle Geheimtip Hijack Jumbos und die Mimmis im Spaßdelirium auf Toten Hosen Wegen. Die Resonanz auf die Kassette verführt die Macher bereits zu Gedanken, eine Platte zu produzieren. Wenn das nichts ist.

Cool J.F.