Naturmöbelmöbel für Design-Fans

■ Besuch beim „Ahorn„-Naturmöbelhaus / Ökologische Schlaf, Wohn- und Kindermöbel aus einheimischen Hölzern / Echtes Geld für echtes Holz / Matratzen, Farben und Vollholz-Möbel auch für Kinder

Damenschuhe müssen was mit Möbeln zu tun haben. Das Schuh -Dilemma: Wenn sie passen, bequem und fußbett-gesund sind, sehen sie von weitem nach Reformhaus aus. Sind sie schick, modern oder gar ein bißchen verückt, kann man, wenn überhaupt, garantiert nicht lange drin laufen. Bei der Wohnungs-Einrichtung ökologisch und alternativ orientierter BewohnerInnen graute mir schon manches Mal vor der zigarrenkistenartigen, auf 'Gemütlichkeit‘ bedachten Ausstattung: Holz über Holz an Decken und Wänden, sogar in Duschkabinen,

naturfarbener Hanfteppich, Kiefernmöbel und irdene Schalen mit ungespritzem Obst auf der Massivholz-Fensterbank. Alles Natur. Natürlich Geschmacksache.

Daß gesundes Wohnen und Möbel aus Holz statt aus giftigen Spanplatten überhaupt nicht muckelig-hölzern, heimwerkergebastelt oder derb-klobig-bäuerlich bedeuten muß, zeigt der frisch umgezogene Laden für Naturholzmöbel und ökologische Bodenbeläge „Ahorn“ (Ecke Bismarck -/Mathildenstraße), der bislang als „Natura-Lager“ Bio -Farben und Matratzen verkaufte.

Zum Beispiel der Kleiderschrank aus Erlenholz: eine Mischung aus Jugendstil und modernem italienischen Design, streng und klar trotz der Säulen und Sockel. Wer die Tür öffnet, sieht die massive Rückwand und riecht Bienenwachs und Leinöl: Ehrensache, daß kein Möbelstück giftig lackiert ist. Deutlich und geradezu stolz werden Verbindungen nicht verborgen, sondern Schwalbenschwänze, Klinken oder daumendicke hölzerne Tür-Angeln gestalterisch betont. Möglichst wenig oder gar kein Metall soll verwendet werden, vor allem an den Betten. Sogar die Lattenroste sind vom Feinsten: Ahorn-Latten einzeln auf Naturlatex gelagert. Dann das Programm Fagus: Büro- und Wohnzimmermöbel im Anbauprogramm aus feiner französischer Rotbuche, mit Einlegearbeiten in

dunklerem Holz.

Man ahnt es dunkel: Für Bafög-EmpfängerInnen kann das nicht so recht erfunden worden sein. Denn Möbel aus echtem Holz kosten echtes Geld. Allein die Lattenroste kosten zwischen 300 und 1.800 Mark, das Erlenbett zwischen 2- und 5.000 Mark. Dreitürige Schränke und Kommoden reichen auch schon mal an die 8.000-Marks-Grenze.

Die Ahörner sind ein selbstverwaltetes Dreier-Kollektiv mit Einheitslohn. Im bundesweiten Arbeitskreis „Gesund wohnen und schlafen“ verbringen sie jeden Monat volle drei Tage mit Weiterbildung und Erfahrungsaustausch. „Seit Jahren“, so erklärte einer der Geschäftsführer, Ralf Harrie, „suchen wir auf Möbelmessen Herstellerfirmen, die unseren Ansprüchen genügen.“ Das heißt: Keine Tropenhölzer,

keine Giftstoffe für Imprägnierung oder Leim, wenig Metall. Im Hamburger Lefo-Institut werden regelmäßig die Möbel getestet.

Weiterhin gibt es Matzatzen, Farben und Bodenbeläge, alles aus Naturmaterialien. Daß auch der inzwischen überregional berüchtigte taz-Bremen-Teppich in seiner ganzen ausgeleierten Fransigkeit aus diesen Beständen kommt, soll fairerweise miterwähnt werden. Das, schwören die Ahörner, sei aber eine „sehr unglückliche Ausnahme“.

An eine Wand hat der Designer Detlef Spahn ein Bild gezaubert, das allein den Besuch lohnt: Von links oben nach rechts unten verlaufen zarte Wandfarben in violett, bläulich, hellgelb über rosa bis hellpetrol. Ich glaube nicht, daß es mir nur wegen des Eröffnungs-Bio-Sektes so wunderschön vorkam. Susanne Paa