„Ich will Uli“

■ Mit Zadek wirft auch Generalmanager Schwab das Handtuch: Vom Hamburger Schauspielhaus geht er voraussichtlich zurück nach Frankfurt

Claus Peymann, jüngst mit seiner Burghteater-Produktion Ritter, Dene, Voss zu Gast in Hamburg, sagte es wieder einmal treffend: Der Kultursenator dieser Stadt, der Freidemokrat Ingo von Münch, habe einen Intendanten gesucht, der „den Luxus-Daimler Schauspielhaus als Volkswagen weiterfährt“. Mittlerweile hat sich solch ein Umrüstungsvirtuose gefunden, der mit 3,5 Millionen Mark Etatkürzungen das Staatstheater über die Runden bringen will: der britische Regisseur Michael Bogdanov wird in der nächsten Spielzeit Peter Zadek auf dem Intendantenposten ablösen. Etliche Zadek-Schauspieler werden Hamburg dann ebenfalls verlassen, Ulrich Wildgruber, Susanne Lothar und Heinz Schubert beispielsweise. Über den verbleibenden Ensemblemitgliedern hängt das Damoklesschwert der Kündigung

-im Theaterjargon vornehm „Nichtverlängerung der Verträge“ genannt. Eine Frankfurter Zeitung schrieb bereits vom „taumelnden Hamburger Schauspielhaus“ und - im Zusammenhang mit dem jüngsten Eklat - sogar vom „drohenden Elend“.

Denn jetzt steigt auch noch Ulrich Schwab aus, Generalmanager und kaufmännischer Kopf des Unternehmens. Völlig überraschend wartete er vergangene Woche vor den Mitgliedern des Kulturausschusses in der Bürgerschaft mit einer Philippika gegen die städtische Kulturpolitik auf, mit der pikanten Schlußpointe, er werde seinen Vertrag für die nächste Spielzeit nicht unterschreiben. Immerhin war in dem unterschriftsreifen Papier vorgesehen, daß Schwab und Bogdanov gleichberechtigte Geschäfstführer werden sollten. Einen Vertragswunsch Schwabs hatte der Aufsichtsrat des Schauspielhauses jedoch rundweg abgelehnt: pro Jahr einen vier- bis sechswöchigen bezahlten Opernregie-Urlaub, mit dem Schwab, bisher ausschließlich als Theater-Verwaltungschef tätig, seine „legitimen künstlerischen Bedürfnisse stillen“ wollte.

Ob Schwab nun tatsächlich wegen des versagten Ausflugs von der Kasse in die Kunst seinen Abgang macht oder sich von Politikern vertrieben fühlt, die - wie er sagt „Künstlerpersönlichkeiten wie Egon Monk, Hans Lietzau, Ivan Nagel und Niels-Peter Rudolph in die Elbe getunkt hätten“, ist nicht so genau aufzudröseln. Tatsache aber ist, daß zwei Tage nach Schwabs Theaterdonner die Nachricht aus Frankfurt kam, er werde dort Geschäftsführer der neuen vierköpfigen Generalintendanz der Frankfurter Städtischen Bühnen. Von Regie-Urlaub, so der Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, sei allerdings nie die Rede gewesen. Für Schwab würde der Frankfurter Posten eine späte Rehabilitation bedeuten: 1984 war er als Manager der Alten Oper fristlos entlassen worden, weil der partout die Aufführung von Faßbinders Die Stadt, der Müll und der Tod durchsetzen wollte.

Während die Hamburger Medien dem scheidenden Generalmanager „Charakterlosigkeit“ vorwerfen - immerhin hatte sich der Neuling Bogdanov auf Schwab als erfahrenen Hamburger Theatermann verlassen und wiederholt erklärt: „Ich will Uli“ -, reagiert die Kulturbehörde gelassen: Schwabs Stelle ist in der 'Deutschen Bühne‘ bereits ausgeschrieben. Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird der Geschäftsführer der Winterhuder 'Komödie‘, Rolf Mares, das „drohende Elend“ aufzuhalten versuchen.

Annette Garbrecht