DSB: Große Harmonie?

■ Palastrevolution im Deutschen Sportbund bleibt aus: Hans Hansen hat offenbar alles unter Kontrolle / Gieseler lammfromm

Eine Woche lang schien es, als sei in der Führungsetage des deutschen Sports eine Palastrevolution gegen DSB-Präsident Hans Hansen ausgebrochen. Die Entwarnung kam schnell. Das Präsidium des Deutschen Sportbundes (DSB) nutzte am Freitag seine Routinesitzung in Frankfurt, um seinem Anführer das uneingeschränkte Vertrauen auszusprechen. Veröffentlichungen, die von einer Führungskrise gesprochen haben, entbehrten jeder Grundlage, so in einer vom Präsidium veröffentlichen Erklärung.

Die Erklärung wird auch von Karlheinz Gieseler mitgetragen. Der Generalsekretär des DSB stand zumindest bis zum Freitag im Verdacht, die Affaire über eine Presseagentur ausgelöst zu haben. Dort wurden Gieseler starke Zweifel an Hansens Führungskraft zugeschrieben und die Überlegung, einer wie der baden-württembergische Minister Gerhard Mayer-Vorfelder sei weit besser geeignet, das DSB-Schiff zu steuern. Als eine Zeitung aus diesen Angaben die Schlagzeile formulierte, „schon zur Halbzeit wackelt Hans Hansens Stuhl“, war die Grundlage gegeben für weitere spekulative Erwägungen.

„Der DSB-Generalsekretär Karlheinz Gieseler hat den Präsidenten nicht zur Disposition gestellt oder Nachfolgeüberlegungen angestellt“, heißt es nun in der Erklärung. Gieseler selbst verteidigte sich bei der knapp einstündigen Präsidiumsdiskussion mit der Aussage, er hätte doch „Tinte gesoffen haben müssen“, um sich über Hansen so zu äußern. In einem Gespräch unter vier Augen, das von Gieseler angeregt worden war, hatte der Generalsekretär seinem Präsidenten vor der Sitzung seine Loyalität versichert.

„Für mich ist das Thema mit der Erklärung von Gieseler abgeschlossen. Es gibt zu viele Aufgaben, die erledigt werden müssen, als daß wir uns solche Querelen erlauben könnten“, erklärte Hansen. „Der Sport kann kein Bild der Uneinigkeit gebrauchen, zumal unsere Partner mit kritischen Augen auf uns blicken.“

Ähnlich sieht es Vizepräsident Dieter Graf Landsberg-Velen. Das Bild vom „wackelnden Stuhl“ Hansens sei „abseits jeder Wirklichkeit“. Es sei „geradezu grotesk“. Das Präsidium stehe zu Hans Hansen und seinem Führungsstil. Und wenn der Generalsekretär seine Mittäterschaft an den Presseveröffentlichungen dementiert, „dann akzeptiere ich das. Wo kommen wir denn hin, wenn wir an solchen Aussagen zweifeln.“ So uneingeschränktes Vertrauen findet Gieseler jedoch längst nicht nicht bei allen Präsidiumsmitgliedern. Der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Peter Hanisch, gab beispielsweise zu bedenken, Gieseler habe in der Vergangenheit wiederholt Zweifel an seiner eigenen Gradlinigkeit aufkommen lassen.

Günter Deister/dpa