Zachze im Magic

■ Ein einsamer Vertreter der Liedermacher-Zunft hockte am Sonntagabend im Magic und zupfte wie weiland Bob Dylan auf seiner Gitarre

Die Zunft der Liedermacher gilt als überholt: heute nennt man sich Singer/Songwriter oder gar Songpoet und geht kaum noch ohne volle Rockbesetzung auf die Bühne. Aber ein paar wenige dieser einstmals so weitverbreiteten Sorte Solomusiker kann man auch heute noch auftreiben, wenn auch manchmal an gar merkwürdigen Orten.

Die Friesenstraße beispielsweise gehört sicherlich nicht gerade zu Bremens hochkultureller Meile, sie macht sich eher durch Straßenstrich und Drogenkriminalität einen zweifelhaften Namen. Ausgerechnet diese Gegend hatte sich am Sonntagabend der Neu-Bremer Zachze (mit bürgerlichem Namen: Michael Zachcial) für seinen Debütauftritt nach einjähriger (Zwangs-) Pause ausgesucht.

Da saß er dann etwas verloren

auf einem Barhocker des Magic, um ihn herum ein in vollem Gang befindliches Dart-Turnier, eine Backgammon -Partie und drei oder vier Leute, die irgendwo und irgendwie mitbekommen hatten, daß an diesem ungewöhnlichen Ort Live -Musik geboten werden sollte. Ein irritierendes Ambiete für jemanden, der sich allein mit seiner Stimme und seinen unverstärkten Instrumenten durchsetzen muß.

Zachze trug es mit Fassung. Äußerlich entspricht der gebürtige Ruhrpöttler so richtig schön dem Klischee des Habenichts-Musikers: Jeans, Turnschuhe und lange Haare keine Spur von modernem Zeitgeist-Outfit. Und auch in seinem Repertoire zeigt er sich eher konventionell: lyrische Balladen zur Gitarre wechseln mit fetzigeren Bluestiteln, eigene Songs mit Coverversionen von Herman van Veen oder Marius Müller-Westernhagen. Dazwischen mal etwas von Brecht oder Zupfgeigenhansel - eben ganz so, wie man sich einen Liedermacher vorstellt. In den Texten ein bißchen frech und schnoddrig, dann wieder nachdenklich-besinnlich - immerhin handelten mindestens drei Songs von Tod und Sterben.

Mit dem einen oder anderen Blues schafft er es sogar, die Aufmerksamkeit der Dart-Spieler für kurze Zeit auf sich zu ziehen; sein Harp-Spiel ist dabei sauber und prägnant, während er die Gitarre pickt wie weiland Bob Dylan oder Hannes Wader. Zweimal benutzt er gar so einen neumodischen Umhänge-Synthie, was der Gaudi zumindest zeitweilig Auftrieb gibt. Aber dann wendet sich das Interesse der Mehrheit doch wieder den Pfeilen zu.

Solche Abende gehören zum harten Brot für Leute wie Zachze, der sein Studium für die Musik abgebrochen hat. Aber vielleicht schreibt er ja bald ein Lied darüber...

JüS