Jodie Foster

■ Auftritte auf einer Pressekonferenz

Es gibt zwei Sorten von Schauspielerinnen. Die einen spielen immer sich selbst, und darin sind sie genial. Die andern erkennt man kaum wieder, Meryl Streep zum Beispiel oder eben Jodie Foster. Im Film ist sie das Opfer, verletzt, defensiv, aber zwischendurch hat sie Power, blufft die Anwältin an und die Reporter. So kann man sehen, was die Männer an ihr zerstört haben. Es ist die Mischung aus Verletztheit und Selbstbewußtsein, die sie so spannend macht: die Art wie sie beim Reden die Zähne nicht auseinanderkriegt und dabei alle verflucht.

Auf der Pressekonferenz spielt sie eine andere Rolle. Genauso überzeugend. Den amerikanischen Profi, den Star. Fragen, die ihr zu dumm sind, lehnt sie strikt ab, zum Beispiel die Frage nach der Geschichte mit dem Reagan -Attentäter, der schoß, damit Jodie Foster auf ihn aufmerksam wird. Sie ist deutlich, aber höflich. Als einer der Herren Journalisten von ihr wissen will, wie sie sich bei der Vergewaltigungsszene gefühlt habe, erzählt sie vom Team, das zugucken mußte und von den Statisten die fünf Drehtage lang die Vergewaltiger anfeuern und beklatschen mußten. Dies sei kein Film über Rache, keiner über den Sinn von Gefängnisstrafen. Es gehe darum, daß es kein Verbrechen sei, wenn eine Frau sexy ist, sich emanzipiert benimmt und mit den Männern spielt. Das einzige Verbrechen des Opfers Sarah sei, daß sie nicht begreift, in welche Gefahr sie sich damit begibt, da ist die gesellschaftliche Konvention, daß Frauen nur zu Hause sexy sein dürften, nicht in der Öffentlichkeit. Es sei doch absurd, jemand, den sie schön findet, sinnlich, wolle sie doch nicht eins überbraten, sondern mit ihm sprechen, mit nach Hause nehmen und ihrer Mutter vorstellen. Der entscheidende Satz: „Man macht einen Film nicht, um etwas zu bewirken, sondern um seiner selbst willen.“ Das sagt sie über einen Film, der einem in klassischer amerikanischer Manier die Tränen in die Augen treibt für die richtige Sache. Der Rest ist Geschäft und Handwerk. Davon spricht sie, davon versteht sie was. Sie beherrscht das ihre wie nur wenige. Sie hat die Zuschauer in der Hand wie die Journalisten auf dieser Pressekonferenz. Der väterlich auf sie herabschauende UIP-Mann neben ihr macht eine hoffnungslos lächerliche Figur. Ich liebe die Amerikanerinnen.

Nur einmal macht sie einen Fehler: als einer der Reporter seine Frage mit der Bemerkung beginnt, er habe noch nie mit einer Frau gesprochen, die vergewaltigt worden sei, hätte sie ihm widersprechen müssen. Bestimmt kennt er viele, es hat ihm nur noch keine erzählt.

Christiane Peitz