Deutsch-Mark-Rassismus

Aussiedler werden ein-, Ausländer rausverkauft  ■ K O M M E N T A R E

Vielleicht hat er sich gar nichts dabei gedacht, der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Johannes Gerster, als er jetzt einen Vorschlag zur Verschärfung der Ausländer-Politik präsentierte. Vielleicht hat er einfach nur aus dem Bauch gesprochen, und der hat ihm nichts anderes eingeflüstert als Schönhuber und Konsorten so erfolgreich öffentlich predigen. Nur klingt es aus christlich -demokratischem Mund etwas feiner.

Rund 12.000 Mark, so schlägt Gerster vor, soll jedem Ausländer geboten werden, der freiwillig die Bundesrepublik verläß. Diese 12.000 Mark „Ausreiseprämie“ sind exakt die Summe, mit der die Bundesregierung andernorts die Einreise deutscher Aussiedler aus Rumänien oder der Sowjetunion erkauft. Für die einen mit der falschen Nationalität und Hautfarbe zahlt man, daß sie gehen, für die anderen mit der richtigen Abstammung im Ahnenpaß legt man Devisen auf den Tisch, damit sie kommen.

Abgesehen von dem großmannssüchtigen Denken, man könne jedwede Lebensplanung von Menschen erkaufen, wenn man nur ordentlich Deutsch-Mark hinblättert - was ist eigentlich der Gerstersche Vorschlag anderes als Rassismus? Was sonst charakterisiert den Rassismus, wenn nicht dieses Unterscheiden qua Abstammung in werte und unwerte Menschen? Und wie könnte man plumpen Nationalismus treffender beschreiben als mit diesem Willkommensgruß für Fremde mit der richtigen Nationalität und dem Fußtritt für Nachbarn mit der falschen?

Nein, ein Christdemokrat ruft nicht „Ausländer raus!“ - er macht entsprechende Gesetze. Um die Unerwünschten loszuwerden, malt er keine Parolen an die Wände und legt auch keine Brände in Ausländerwohnheime - er zahlt. Vom Denken her unterscheidet sich die Ausländerpolitik des Republikaners Schönhuber und die des Christdemokraten Gerster in den besseren Manieren des Letzgenannten. Im Gegensatz zu den rechtsradikalen Volkstribunen hat ein anständiger Vertreter einer Unternehmerpartei wie der CDU gelernt, daß eben alles seinen Preis hat, auch der Rassismus. Nur eines hat die CDU bisher offenbar nicht gelernt: daß es moralisch schäbig ist, an Wahlabenden „tiefe Betroffenheit“ in die Mikrofone zu hauchen und wenig später in den Chor der Fremdenfeindlichkeit lautstark einzustimmen.

Vera Gaserow