Kein Deserteur-Denkmal in Bonn

■ Oberbürgermeister lehnt Initiative ab / „Diskriminierung für Soldaten von heute“

Bonn (taz) - Die Forderung von Friedensgruppen, in Bonn ein Denknmal für den unbekannten Deserteur zu errichten, ist vom Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels (CDU) in scharfer Form zurückgewiesen worden. Bereits ein solches Ansinnen sei „eine Diskriminierung“ der heutigen Soldaten. „Auch diejenigen, die als Soldaten in den Kriegen der Vergangenheit in der Überzeugung gekämpft haben, ihrem Vaterland zu dienen, werden durch ein solches Denkmal verhöhnt.“

Zwar sei der Zweite Weltkrieg ein „Verbrechen gegen die Menschheit“ gewesen, räumt Daniels ein, doch dürfe der „einzelne Soldat, der glaubte, in diesem Krieg seine Pflicht tun zu müssen“, nicht „ins Unrecht gesetzt“ werden. Daniels weigerte sich, einen Bürgerantrag, der heute übergeben wurde, persönlich in Empfang zu nehmen.

Der Antrag verlangt von der Stadt, ein Denkmal des Berliner Bildhauers Mehmet Akzoy für 80.0000 Mark zu kaufen und zur Erinnerung an den Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1.September auf dem Bonner Friedensplatz aufzustellen. Unterstützt wird das Anliegen auch von einigen Prominenten, darunter Mario Simmel. Für die Lokalzeitung 'Bonner Rundschau‘, die ihrem Stadtoberen am Wochenende mit einem Leitkommentar Schützenhilfe gab, ist der Denkmals-Wunsch an „Geschmacklosigkeit und geistiger Verwirrung kaum zu überbieten“ und schlichtweg „unverschämt“. Das Bonner Friedensplenum, Träger der Denkmalskampagne, warf dem Oberbürgermeister und Bundestagsabgeordneten Daniels seinerseits gestern „unerträgliche Geschichtsblindheit“ vor. Falls die Finanzierung des Denkmals durch die Stadt nicht durchgesetzt werden kann, soll das Projekt notfalls durch eine Spendenkampagne realisiert werden.

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