Schnelle Entscheidung für Superzentrum

In Oberhausen soll in der Welt einmaliger Konsum- und Freizeitpalast gebaut werden / Landesregierung will sich bis zum Sommer entscheiden / NRW-Verkehrsminister dagegen: Stadtteilzentren werden geschwächt  ■  Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Die nordrhein-westfälische Landesregierung will nach den Worten von Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen „so schnell wie möglich“ eine Entscheidung über das von kanadischen Investoren in Oberhausen geplante gigantische Einkaufs- und Vergnügungszentrum treffen. Zwar wolle man „nichts übers Knie brechen“, sagte Jochimsen am Montag vor Journalisten, aber „noch in diesem Sommer wird die Entscheidung fallen“.

Die kanadische „Triple Five Corporation“ der Gebrüder Ghermezian, die bereits in der kanadischen Stadt Edmonton ein entsprechendes Zentrum errichtet haben, wollen in Oberhausen erneut zuschlagen. Auf einem 100ha großen brach liegenden Industriegelände von Thyssen sollen 800 Geschäfte, 150 Restaurants, 5.000 Hotelbetten, Theater, Kinos, Museen, ein Zoo, ein Zirkus, ein Bootshafen und, und, und... entstehen. Von einer Investitionssumme bis zu drei Mrd. DM ist die Rede, von 15.000 Dauerarbeitsplätzen und einem jährlichen Touristenstrom von 15 Mio. Menschen.

Während in Oberhausen selbst die Pläne nur bei der örtlichen „Bunten Liste“ auf Ablehnung stießen, reicht die Front der Kritiker in den Nachbarstädten Duisburg und Essen bis zu den sozialdemokratischen Stadtoberhäuptern. Im Düsseldorfer Kabinett hat sich vor allem Verkehrs- und Städtebauminister Zöpel öffentlich gegen das Projekt geäußert: „Die Konzentration von Einkaufsmöglichkeiten ist mit der derzeitigen Politik zur Stärkung von Stadtteilzentren nicht vereinbar“. Das sieht Jochimsen ganz anders. „Problematisch“ sei die Konzentration nur, wenn es ausschließlich zu einer Umverteilung von Kaufkraft in der unmittelbaren Region komme. Insgesamt spekulieren die Investoren auf die im Radius von 200km um Oberhausen lebenden 44 Millionen Menschen.

Von dem Land NRW fordern die Investoren neben der Finanzierung der Infrastrukturmaßnahmen (S-Bahn, Autobahnanschluß) nicht nur eine Sonderregelung beim Ladenschlußgesetz, sondern zinsgünstige Darlehen, einen 35 Jahre dauernden Grundsteuererlaß und die Lizenz für eine Spielbank bei Verzicht auf eine Beteiligung an den Einnahmen. Ein irrsinniges Forderungspaket, von dem, so Jochimsen, bisher „keine einzige Forderung akzeptiert worden ist“. Sein Trommeln für das Projekt begründete er mit seiner Aufgabe, „Investitionen anzulocken“, und nicht zunächst die Bedenken vorzubringen.