Fluchtland

■ Die BRD nimmt niemanden aus Sri Lanka mehr auf

Die jahrelangen innenpolitischen Kämpfe in Sri Lanka haben bisher mehr als 170.000 Menschen zur Flucht ins Ausland getrieben. Schätzungsweise 100.000 der meist tamilischen Flüchtlinge haben in Südindien Zuflucht gesucht, 50.000 flüchteten nach Westeuropa. Hier ist die Bundesrepublik mit annähernd 30.000 registrierten tamilischen Flüchtlingen das Hauptaufnahmeland.

Nach einer umstrittenen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts im Dezember 1985 wird das Gros der tamilischen Asylsuchenden in der Bundesrepublik nicht mehr als politisch verfolgt anerkannt. Als sogenannte „De-facto -Flüchtlinge“ werden sie jedoch bis auf Abruf geduldet. Im Gegensatz zu anderen westeuropäischen Staaten wie Großbritannien, die Schweiz und die Niederlande hält die Bundesrepublik nach wie vor an einem Abschiebestopp nach Sri Lanka fest. Mehrere Vorstöße des Bundesinnenministeriums und einzelner Bundesländer wurden immer wieder zurückgezogen, weil die Kämpfe in Sri Lanka wieder aufflammten und auch der UNO-Flüchtlingskommissar sein Sonderprogramm für die freiwillige Rückkehr von tamilischen Flüchtlingen aus Indien wieder stoppen mußte.

Die politische Situation in Sri Lanka wird von der Bundesregierung zwar für zu brisant gehalten, als daß man Flüchtlinge dorthin zurückschicken könnte. Sie ist aber offenbar nicht gefährlich genug, um neuen Asylsuchenden Aufnahme zu gewähren. In den vergangenen Monaten wurde mehrfach ganzen Gruppen von tamilischen Frauen und Jugendlichen die Einreise in die Bundesrepublik verweigert.

Eine „Empfehlung“ des Bundesinnenminsteriums reichte aus, damit die Fluggesellschaften die Flüchtlinge einfach nicht bis zum Zielflughafen Frankfurt transportierten. Bei Zwischenstopps auf anderen europäischen Flughäfen zwangen die Airlines die Flüchtlinge zum Rückflug Richtung Heimat. Letzte Woche sicherte nun auch die Regierung Sri Lankas dem Bundesinnenminister Hilfe zu. Ab sofort, so lautete das Versprechen aus Colombo, werde man Kinder, die kein Visum für die Bundesrepublik brauchen, nicht mehr einfach ausreisen lassen.

Was srilankische Kinder ruhig ertragen sollen, gilt jedoch für ausländische Touristen als zu gefährlich. Schon vor Monaten sandte das halb-amtliche 'Tourist Board‘ in Sri Lanka eine Bitte an Reisebüros in aller Welt. Wegen der ständigen Bombenanschläge und politischen Morde möge man bis auf weiteres doch bitte keine Urlauber mehr schicken.

Vera Gaserow