„Von Studenten echt enttäuscht“

■ Die „Testbild Testers“ zu dem Vorwurf, sie seien eine sexistische Band / „Wir machen Rhythm'n Blues!“

Sind die „Testbild-Testers“ eine sexistische Band? Diesen Vorwurf müssen sich die Mitglieder der Berliner Rhythm'n -Blues-Gruppe aus Kreuzberg seit einigen Wochen anhören. Auf einem Flugblatt, das von StudentInnen des Ingrid-Strobl -Institutes (ISI, früher OSI) herausgegeben wurde, wird den Testbild Testers eine Schlägerei während eines Auftritts im ISI angelastet. Weiterer Vorwurf: In der Band würden Go-go -Girls „spärlich bekleidet“ tanzen. Drei Bandmitglieder nehmen zu den Vorwürfen Stellung.

taz: Auf einem ISI-Flugblatt werdet ihr als sexistische Band dargestellt. Was sagt ihr zu dem Vorwurf?

Sugar: Wir sind eine Rhythm'n-Blues-Combo. Dazu gehören Backing Vocals genauso wie Bläsersätze. Wir springen auch nicht nackt auf der Bühne rum. Wir machen als Sängerinnen unseren Job auf der Bühne, genauso wie andere Musiker auch. Das hat nichts mit Unterdrückung oder Diskriminierung zu tun.

In dem Flugblatt, das nach der ISI-Fete verteilt wurde, heißt es, daß sich „für anwesende Frauen die Atmosphäre ins Unerträgliche steigerte, als die Go-gos anfingen, ihre Brüste zu entblößen“. Stimmt das?

Sugar: Wir haben erstens die Brüste nicht ganz entblößt. Zweitens war das eine Solidaritätsaktion mit unseren Männern. Die wurden von den ISI-Frauen gezwungen, in Unterhosen aufzutreten. Das gehört auch nicht zu unserem normalen Programm, Busen zu zeigen.

Stimmt es, daß ihr spärlich bekleidet auf der Bühne tanzt?

Nicht spärlicher bekleidet als im Privatleben auch.

Was sind das für Klamotten?

Das sind recht hochgeschlossene silberne Kleider, die weder sehr „mini“ noch sonstwie aufreizend waren.

Was tragen die Männer bei euch?

Mecki: Anzüge mit Hut und Brille. Uns ging es nicht darum, sexuelle Attribute herauszukehren sondern die Band zu uniformieren. Wenn 15 Leute auf der Bühne rumlaufen, sieht das sonst chaotisch aus.

Mecki, dir wird vorgeworfen, daß du auf der Fete eine Frau aus dem Publikum verprügeln wolltest.

Ick wollte da niemand verprügeln. Wenn man da auf der Bühne steht, hat man ja sowieso Lampenfieber. Dann kam noch dazu, daß wir Männer uns bis auf die Unterhosen ausziehen sollten oder die Frauen nicht auftreten durften. Denn stand ick da in Unterhose, ick kam mir vor wie Zeltinger, wa? Da hab ick bestimmt auch dumme Sprüche gerissen. Und in dem Moment, wo mir die Frau die Unterhose zerrissen hat und ich ganz nackt dastand, war das halt 'ne entwürdigende Situation. Wenn das einer mit 'ner Sängerin machen würde, da wär es aber losgegangen. Hinterher bin ich halt mit Sugar losgegangen und hab die Frau gesucht. Wenn die mir die Hose kaputtreißt, will ich ma gucken, was die sagt, wenn ich ihr das Hemd kaputtreiße.

Du hast einem Studenten eine Bierflasche an den Kopf geworfen. Der wurde dabei gefährlich verletzt. Wie ist das passiert?

Mecki: Als wir rausgegangen sind lief die ganze Zeit so'ne Truppe Leute hinter uns her, die war'n am Stoßen. Und dann flogen irgendwann Weingläser hinter uns her und Bierflaschen, und da hab ich eine zurückgeworfen, aber nicht gezielt. Und denn kamen die mit dem blutenden Typen raus, da tat mir das auch leid. Ick treffe jetzt Leute auf der Straße die mich nicht kennen, aber das Flugblatt gelesen haben und sagen: Testers, so'ne Schweinekappelle! Mensch, mit uns haben die Studenten doch nicht viel zu tun. Wann kommen die nach Kreuzberg? Was kennen die von unserer Sprache? Wenn ich mal sage „Da kam 'ne Olle an“, hab ick nix Böses gemeint! Das heißt bei uns Macker und Olle. Und dann stehen die da und sind völlig entsetzt: „Oh! Der hat Olle gesagt! Was is'n das für'n Arschloch!“ Die Leute setzen doch ihre ganzen kleinbürgerlichen Ängste in mich rein! Auch im ISI: Da hatte ich die Haare kürzer, nur Unterhose und Doc-Martens-Stiefel an - die haben mich doch als den letzten rechtsradikalen Proli da gesehen!

Jaqueline: Die Studenten sind ja nu mal besser gebildet als unsereins. Unsere Band besteht zu 80 Prozent aus Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen. Wir hatten keine reichen Eltern, von wegen Gymnasium und Abi oder Studium. Ich bin von den Studenten echt enttäuscht.