Fachlich inkompetent, aber politisch opportun

■ Um den rechtmäßigen Vertreter für den weggegangenen FU-Medizinkanzler Detmering zu verhindern, ließ Präsident Heckelmann den Geschäftsverteilungsplan ändern / Ab sofort übernimmt Medizinlaie und Turner-Intimus Joachim Welz den Posten kommissarisch

Die Personalmauscheleien an der FU nehmen anscheinend kein Ende. Nachdem schon in den letzten Tagen die Neubesetzung der Leiterstelle im Akademischen Auslandsamt für Wirbel gesorgt hatte (die taz berichtete), ist es jetzt der Posten des FU-Medizinkanzlers, der das Präsidialamt in Verruf bringt. Wolf-Dieter von Detmering, der bis vor kurzem Medizinkanzler an der FU war, hat Berlin, wie schon im letzten Jahr angekündigt, am Freitag verlassen. Sein Vertreter Peter Wex, Leiter der Abteilung Medizin und Recht, wäre normalerweise mit den Geschäften des Kanzlerpostens beauftragt, bis die Stelle neu besetzt worden ist. Dem ist jedoch nicht so.

Schon im vergangenen Herbst hatte FU-Präsident Heckelmann in der Personalkommission - Mitglieder sind unter anderem Wissenschaftssenator Turner, Innensenator Kewenig, Finanzsenator Rexrodt sowie der FU-Präsident - wegen der Vertreterstelle einen Antrag auf Änderung des Geschäftsverteilungsplans gestellt. Sein Vorschlag: Nicht der vorgesehene Vertreter Wex solle vorrübergehend den Medizinkanzler stellen, sondern jemand anderes. Als Grund für diesen Antrag kann wohl die Tatsache betrachtet werden, daß Heckelmann sich mit Wex restlos zerstritten hat.

Favorit des FU-Präsidenten für die Stelle des Vize -Medizinkanzlers war statt dessen der Leiter der FU -Rechtsabteilung und Intimus von Wissenschaftssenator Turner, Joachim Welz. Ihn wollte Heckelmann als Gegengewicht zu dem sozialdemokratischen FU-Kanzler für die Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften Detlef Borrmann sehen.

Auf Druck des FDP-Abgeordneten Jürgen Biederbick entschied die Personalkommission jedoch im vergangenen Jahr, dem Antrag Heckelmanns nicht nachzukommen. Die FDP sah seinerzeit nicht ein, den Posten mit einem völlig fachinkompetenten Vertreter wie Welz zu besetzen. Heckelmann solle das Ganze noch einmal überdenken, hieß es daraufhin von seiten der Personalkommission.

Der gutgemeinte Rat der Personalkommission hat anscheinend nicht gefruchtet. Am Dienstag tagte die Personalkommission der FU erneut und entschied sich diesmal für den dubiosen Vorschlag des FU-Präsidenten - wohl in weiser Voraussicht, daß die Kritik der durch die Wahlen aus dem Parlament und damit auch aus der Personalkommission katapultierte FDP in Zukunft ausbleiben wird. Somit übernimmt ab sofort der Medizinlaie Welz als kommissarischer Vertreter den Posten des Medizinkanzlers. Da sich Wex, der eigentliche Vize des Medizinkanzlers, seit Montag im Urlaub befindet, ist es ihm nicht möglich, sich der Entscheidung zu widersetzen.

FU-Kanzler Detlef Borrmann bezeichnete die Entscheidung der Personalkommission indessen als albern. Da die Abschaffung der Medizinkanzlerstelle sowieso in Aussicht stehe, sei das Vorgehen Heckelmanns völlig unverständlich, so Borrmann. Auch der Personalrat des Klinikums Steglitz, das ebenfalls dem Medizinkanzler untersteht, protestierte gegen die Entscheidung der Personalkommission. Er sei an dieser wichtigen Personalentscheidung nicht beteiligt worden, obwohl ihm dieses Recht zustehe.

cb