„Diese Leute sind vielen von uns zu eklig“

Eine Studentin des besetzten „Ingrid Strobel Instituts“, vormals OSI, der FU zu den Gründen, warum die Rockgruppe „Testbild-Testers“ keine Gesprächspartner für die StudentInnnen sind / Der Band wird vorgeworfen, sie verkaufe ihre Musik mit sexistischen Methoden  ■ I N T E R V I E W

Heftigen Hickhack gibt es um den Auftritt der Band „Testbild Testers“ am Ingrid-Strobl-Institut (ISI, früher OSI). Seitdem es bei der Fete am besetzten Institut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Band und Publikum kam, macht man sich gegenseitig Vorwürfe, die von seiten des ISI auf einem Flugblatt veröffentlicht wurden. Die Band sei sexistisch, sagen die StudentInnen. Die StudentInnen seien kleinbürgerlich, ängstlich und kämen nie nach Kreuzberg, sagte die Band in einem taz-Interview gestern. Susanne, 25, Politologiestudentin, nimmt Stellung zu diesen Vorwürfen und erläutert, wie sie die Vorfälle auf der umstrittenen Fete sieht.

taz: Wie ist die Band auf eurer Institutsfete aufgetreten?

Susanne: Eigentlich war es ihre normale Verkaufstour. Sie haben versucht, mit nackten oder halbnackten Frauenkörpern ihre Musik zu verkaufen.

Aber nicht nur die Go-Go-Girls der Band waren halbnackt, auch die Männer der Band sind - einer Forderung der StudentInnen entsprechend - in Unterhosen aufgetreten.

Das Verhalten der ganzen Band war sexistisch. Der Sänger hat Sprüche geklopft, sich die Hose runtergezogen, dem Publikum den Arsch gezeigt, sich über seinen Schwanz gestreichelt (iiehh! fui deibel! sezza). Die Frauen der Band haben dann angefangen, sich aus sogenannter Solidarität die Brüste zu entblößen (iiehh! fui deibel! sezza). Dabei sind einige Studentinnen hochgekocht, und eine von ihnen ging auf die Bühne und riß diesem Sänger die Unterhose runter.

Gibt es unter euch Kritik an dem Verhalten dieser Studentin?

Ich finde es gut, etwas zu machen, anstatt immer nur zu jammern und zu schimpfen. Es ist allerdings schade, daß Frauen zu solchen Mitteln greifen müssen, um etwas auszulösen. Es gab sehr viele Diskussionen bei uns und wir haben daran feststellen können, daß all die Äußerungen unserer Kommilitonen gegen Patriarchat und Sexismus lediglich Lippenbekenntnisse sind und sie von dem, was wir eigentlich wollen, noch nichts begriffen haben.

Die taz-Berlinredaktion bot den StudentInnen und der Band an, sich zusammen an einen Tisch zu setzen und ein Streitgespräch zu führen. Die Studentinnen lehnten ab. Warum?

Weil vielen von uns diese Leute zu eklig sind, um überhaupt mit ihnen zu reden. Ich finde das doof, ich hätte mich mit denen gestritten.

Seht ihr in den Vorfällen auf dieser Fete auch die Chance, euch damit auseinanderzusetzen, was eigentlich unter „sexistisch“ zu verstehen ist?

Ja, auf alle Fälle. Bei uns haben sich Männer- und Frauengruppen zu diesem Thema gebildet. Gerade auch Männergruppen, weil untereinander die Stimmung so aggressiv war, daß gemischt darüber nicht mehr gesprochen werden konnte. Wir haben gemerkt, daß uns wichtig ist, daß solche Bands nicht mehr als Szenebands auftreten können. In einem besetzten Haus oder Institut, hinter dem auch die Idee einer besseren Gesellschaft steht, darf so etwas Frauenverachtendes nicht hingenommen werden. Wenn diese Band in Zukunft auftritt, dann ist das kein Szeneladen, sondern ein Wichserschuppen. Auch die Polemik der Band gegen die StudentInnen finden wir mies. Längst nicht alle von uns haben reiche Eltern. Und wenn die Mitglieder der Band Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose sind, die wenig Geld haben, ist das noch lange kein Grund, sich doof zu stellen und nicht nachzudenken.

Interview: Gunhild Schöller