Der „Mohr“ soll gehen

■ Bundesbahn soll sich wegen rassistischer Werbung entschuldigen

Frankfurt (id) - Ahnungslos öffnet der nigerianische Student Amadu Sani die Fahrkartentasche seines Bundesbahntickets Frankfurt-Paris. „Der Mohrenexpress kommt immer gut an“, steht da auf der Innenseite geschrieben - ein gesichtsloser „Mohr“ trägt die Sarotti-Fahne. Empört macht Amadu Sani kehrt und beschwert sich über die Sarotti-Werbung auf Bundesbahntaschen am Schalter. Doch der Beamte ist nicht zuständig, ebenso die Frankfurter Bundesbahndirekton, die die Beschwerde an die Werbestelle in Mainz weiterreicht. Mainz weist jegliche Verantwortung weit von sich: „Wir sind der falsche Adressat“, behauptet der Abteilungsleiter Bussard. Nach den Richtlinien der Bahn dürfe nur mit solchen Dingen nicht geworben werden, die „gegen Sitte und Anstand“ verstoßen. Und weil es den „Mohren“ schon immer gegeben hätte, gäbe es auch keinen Verstoß. Auch eine Diskriminierung könne er darin nicht sehen, „oder wollen Sie die Schwarzen abschaffen?“ fragt er belustigt.

Als infame Beleidigung sehen hingegen VertreterInnen schwarzer Organisationen den „Mohrenexpress“. „Wie lange noch sollen Afrikaner als Diener betrachtet werden?“ fragt Macar de Tong, Präsident des Afrikanischen Kulturvereins (AKV). Auch bei Eleonore Wiederroth und Christiane Badouzek von der Initiative Schwarzer Deutscher (ISD) kam der „Mohrenexpress“ nicht gut an. „Der 'Mohr‘ an sich ist eine Provokation. Das ist der 'Kolonialneger‘, in der Livree -Dienerkleidung, gesichtslos und dekorativ. Wir fordern die Zurücknahme der Werbung und eine Entschuldigung an die, die dadurch verunglimpft und diskriminiert wurden.“

Silke Mertins