Geschlechtertrennung vor'm Computer

■ Erziehungswissenschaftlerin referierte über ein rot-grünes Experiment aus Hessen / An zwei Frankfurter Gesamtschulen wurden Jungen und Mädchen getrennt in die „Informationstechnik“ eingeführt

Die rot-grüne Regierung hatte sie in Hessen einst möglich gemacht: Die Forschung über die „Gleichstellung von Lehrerinnen und Schülerinnen an hessischen Schulen“ im allgemeinen sowie über die Gleichstellung von Schülerinnen an hessischen Schulcomputern im besonderen. Das CDU -Kultusministerium hatte diese Forschung recht bald für überflüssig befunden - mit dem Argument: „Die Gleichstellung gibt

es bereits.“ Aus ihren mithin vergangenen patriarchalisch -rot-grünen Forschungszeiten berichtete am Mittwoch abend im Bremer DGB-Haus die Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland. Sie konnte mit Forschungsergebnissen aufwarten, die sich im gleichberechtigten CDU-hessischen Kultusministeriums niemand hatte anhören wollen.

In zwei Frankfurter Gesamt

schulen waren einst SchülerInnen für ein halbes Jahr nach Geschlechtern getrennt „in den kritischen Umgang mit Computern“ eingeführt und dabei „wissenschaftlich begleitet“ worden. In den eigens gebildeten Mädchen-und Jungenklassen in der 8. Jahrgangsstufe war im Pflichtunterricht an den Computern der gleiche Stoff durchgenommen worden.

Sowohl Jungen als auch Mädchen hatten in Vorbefragungen großes Interesse für die Schulcomputer bekundet, die Jungen mit einem selbstverständlichen „na klar“, die Mädchen mit einer Extra-Begründung, wie z.B. „das ist wichtig für mein späteres Fortkommen im Beruf“.

In Zeichnungen und Comic-Sprechblasen geben ein Drittel aller Jungen diskriminierende Kommentare über „Mädchen und Computer“ ab. Ein Schüler hatte sein Werk mit „Jedem das Seine“ überschrieben und darunter einen Strich-Jungen am Computer gezeichnet und auch ein Strich-Mädchen - letzteres mit Puppe. Die Mädchen ihrerseits nahmen den Widerstand der Jungen mit Sprechblasen wie „Hahaha, die kann's doch nicht“ vorweg

Ob Mädchen in den reinen Mädchen-Klassen mehr lernen konnten als in gemischten, wußte das kurze Experiment nicht zu belegen. Die Mädchen selbst, immer eigene Wissenslücken betonend, gaben nachträglich sehr

gemischte Gefühle zu Protokoll: Der Unterricht ohne Jungs und Störenfriede sei zwar ruhiger und kooperativer verlaufen, aber wohl auch schlechter, da sie ja nicht vom Wissen der abgetrennt unterrichteten Jungen profitieren könnten. Und außerdem, so eine Schülerin: „Manchmal fehlen einem die Jungen richtig. Da ist immer einer, der boxt einen in den Rücken oder sagt irgendso ein doofes Sprichwort.“

Nur die Mädchen, die an einer freiwilligen AG „Mädchen und Computer“ teilgenommen hatten, wollten gerne auch weiterhin freiwillig ohne „sich plusternde Jungens“ lernen. - Ihr Wort und Votum in des Bremer Senats Ohr.

B.D.