Kein Mißtrauen gegen Heckelmann

■ Der Akademische Senat der FU stimmte mit knapper Mehrheit gegen das Mißtrauensvotum / Linke Antragsteller erlitten auch bei Abstimmung über Weltraumforschungsinstitut und Rundfunkrat-Vertreter eine Schlappe / Sitzung fand ohne größeren Protest statt

Knapp, aber eindeutig: Das Mißtrauensvotum gegen FU -Präsident Heckelmann, das am Mittwoch im Akademischen Senat (AS) zur Abstimmung stand, ist gescheitert. Mit zwölf zu zwölf Stimmen sowie einer Enthaltung entschieden sich die Mitglieder des Gremiums, auch in Zukunft Heckelmann bei Laune zu halten. Klaus Boehnke, Vertreter der ÖtV/GEW im Akademischen Senat und einer der Antragssteller des Mißtrauensvotums, erklärte zu der Niederlage: „Das Ergebnis zeigt, daß an der Universität Handlungsbedarf besteht. Heckelmann hat mit diesem knappen Ergebnis weder das Mißtrauen noch das Vertrauen zu spüren bekommen.“ Erstaunen über das Ergebnis machte sich trotz allem unter der linken AS-Fraktion nicht breit. Auch bei einigen anderen der insgesamt 28 Tagesordnungspunkte mußten die ÖTV/GEW -VertreterInnen so manche Schlappe hinnehmen. So stimmte die Mehrheit der AS-Mitglieder für ein zukünftiges An-Institut, das nicht länger die Sterne am Himmel sich selbst überlassen will - das Weltraum-Institut Berlin GmbH. Mit dieser von Firmen wie Daimler Benz und Thyssen gesponsorten Forschungseinrichtung soll die FU einen Kooperationsvertrag abschließen. Auch bei der Wahl eines Vertreters für den Rundfunkrat wählte der AS konservativ. Der Jurist Johann-W. Gerlach, der gegen den Heckelmann-gesinnten Professor gleichen Faches Eberhard Gabitz antrat, mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen - Gabitz gewann die Mehrheit im AS für sich und darf die FU im Rundfunkrat vertreten.

Eindeutig gegen das Projekt einer Ausgliederung der medizinischen Fachbereiche aus der Gesamtuniversität sprach sich der FU-Präsident vor dem AS aus. Eine selbständige Hochschule wie die von einigen MedizinprofessorInnen geforderte „Medical School“ sei nicht vertretbar, da die Medizin integraler Bestandteil der FU sei, so Heckelmann. Weniger konsequent vertrat er seine Meinung zu einem weiteren Thema, das ihn sichtlich peinlich berührte - den bekanntgewordenen Wahlfälschungen bei den FU-Gremienwahlen: „Wenn Sie versuchen wollen, ein neues, gerechtes Wahlsystem zu erläutern, dann sitzen wir noch morgen hier!“ Mit diesen geharnischten Worten griff er in die Fälschungsdebatte ein, die vor allem von Professorin Marlene Posner-Landsch zum Leben erweckt worden war. Erstaunlich gering war das Interesse im AS, die Wahlmanipulationen unter die Lupe zu nehmen. So lauschten die Gremiumsmitglieder eher den witzigen Pointen des Vorsitzenden des Zentralen Wahlvorstands Manfred Hinz z.B über den Wachschutzmann mit seinem Hund Wotan, als konkrete Fragen zu den Wahlmanipulationen zu stellen. Nebenbei gab Hinz bekannt, daß die Gremienwahlen am 10. Mai wiederholt werden sollen.

„Keine Nullösung für die Juristen“, so lautete eine weitere Entscheidung des Akademischen Senats. Die Forderung des Fachbereichsrats der Rechtswissenschaften, im kommenden Semester wegen des durch den Streik verlorengegangenen Wintersemesters keine neuen Studienanfänger anzunehmen, wollten die AS-Mitglieder nicht unterstützen. Dies schaffe einen Präzedenzfall an der FU, andere Fachbereiche könnten aufgrund des Streiks dasselbe verlangen, argumentierte Posner-Landsch gegen die Eingabe der Juravertreter.

Fast acht Stunden saß sich der Akademische Senat den Hintern unter Lankwitzer Neonlicht breit. Das Publizistikgebäude glich einer Festung unter Polizeischutz. Anders als bei den letzten Sitzungen des AS protestierten diesmal jedoch nur wenige StudentInnen dagegen, daß die Versammlung unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfand. Außer einer Prügelei mit Heckelmanns Chauffeur gab es keine weiteren Auseinandersetzungen.

cb