Standbild: Schwer zu bändigen

■ Doppelpunkt-Gespräch: "Eine neue Studentenbewegung"

(Doppelpunkt-Gespräch: „Eine neue Studentenbewegung?“, Mittwoch, 15.2., 19.30 Uhr, ZDF) Es hätte so schön langweilig werden können! Schlappe drei Monate Streiks, Besetzungen, Proteste der StudentInnen in Frankfurt, Berlin und an anderen Universitäten der Bundesrepublik, und schon packt Doppelpunkt-Gespräch das Thema an. Die erste Frage ist denn auch die, wie denn die Bewegung in Gang gekommen sei. Eine Studentin vom Lateinamerika-Institut der FU Berlin, das seit dem 29.November besetzt ist, holt aus, erzählt von den miserablen Studienbedingungen, von der konservativen Strukturreform, der die FU unterworfen werden sollte, erzählt, wie das Faß zum Überlaufen gekommen ist.

Das Publikum war handverlesen. Doch gerade das war es, das der Diskussion Schwung gab. Vor dem Studio hatten sich SchülerInnen und StudentInnen versammelt, die nicht hinein durften. „Es gab ernstzunehmende Hinweise, daß diese Sendung gestört wird“, erklärte die Moderatorin Barbara Stöckl im Ton eines Verfassungsschutzsprechers. Einer im Studio will dann wenigstens vorlesen, worum ihn die da draußen gebeten haben. Doch die Moderatorin weiß, daß es eine Grußbotschaft an „die Gefangenen aus RAF und Widerstand“ ist: „Hier wird nichts vorgelesen!“ Wird dann aber doch: „Öffentlichkeit und Transparenz werden bei uns groß geschrieben“, ist die Reaktion, „das Zustandekommen dieser Sendung, daß wir hier ein 'Sicherheitsrisiko‘ sind, das ist der Skandal.“

Doch dann ging's zurück zu den Unis, die Moderatorin verstand sich ohnehin nur noch als Dompteuse. Ein Student trug den Forderungskatalog der Erlanger Studis vor: Demokratisierung der Hochschulen an erster Stelle, das Bayerische Hochschulgesetz sieht noch nicht einmal eine organisierte Interessenvertretung der StudentInnen wie die sonst üblichen Asten vor. Die „Dompteuse“ hörte „schon die Zuschauer vor dem Fernseher sagen, 'die sollen keine Forderungen aufstellen, sondern ordentlich studieren'“. Diese Stimmen allerdings hörte ich nicht, vielmehr die Sprechchöre im Hintergrund der draußen gebliebenen StudentInnen, was Frau Stöckl wiederum nicht zu hören schien.

Richtiges und Wichtiges wurde in der Diskussion nur angerissen: Jeder Gedanke, der über zwei Sätze hinausging, wurde mit Penetranz unterbrochen, jede weiterführende Diskussion verhindert. Als die 45 Minuten zu Ende gingen, stellte Barbara Stöckl noch ihre obligate Schlußfrage: Wie geht es denn nun weiter an den Unis? Schon war der Abend durchgestanden und die Diskussion gebändigt. Applaus! Es hatte auf der Kippe gestanden, fast wäre es interessant geworden.

Bert Hoffmann