Opfer der Apartheid

Südafrikas Opposition trennt sich von Winnie Mandela  ■ K O M M E N T A R E

Winnie Mandela ist ein Opfer der Apartheidpolitik. Jahrelang hat sie unter schier unerträglichem Druck gelebt, mußte sie ständige Belästigungen durch die Polizei, Verbannung, Verhaftung und Diffamierung ertragen. Jahrezehntelang mußte sie getrennt von ihrem inhaftierten Mann Nelson seine Stellvertreterin in der Weltöffentlichkeit sein. Jahrelang hat sie diesem Druck mit Gelassenheit und Kraft widerstanden. Doch in den letzten zwei Jahren sind ihr die Anforderungen offenbar zu viel geworden. Sie hat ihre Berater ignoriert, politisch unkluge, oft sogar schädliche Entscheidungen getroffen und sich mit Selbstherrlichkeit über alle Kritik hinweggesetzt.

Das Ansehen Winnie Mandelas hat in Oppositionskreisen schon seit langem gelitten. Doch niemand war bereit, öffentlich über die Probleme zu sprechen. Statt dessen wurde vergeblich hinter den Kulissen versucht, Winnie Mandela zur Besinnung zu bringen. Spätestens nachdem Schüler in Soweto letztes Jahr das Haus Mandelas abbrannten, hätten eindeutigere Konsequenzen folgen müssen. Statt dessen mußte „Stompie“ Seipei sterben, um die Opposition davon zu überzeugen, daß Winnie Mandela als „Mutter der Nation“ nicht mehr haltbar war.

Die südafrikanische Opposition tut sich trotz ihres demokratischen Selbstverständnisses schwer mit der Selbstkritik. Dennoch - die öffentliche Distanzierung von Winnie Mandela hat den Schaden, den Berichte über die Übergriffe des „Fußballklubs“ verursachen konnten, begrenzt. Demokratie wiegt wohl doch schwerer als die Verlegenheit, einen Fehler zugeben zu müssen. Für die Opposition als Ganze ist das ein hoffnungsvolles Zeichen.

Hans Brandt, Johannesburg