In der Zwickmühle

■ Sri Lankas Zukunft bleibt ungewiß

Sri Lanka wäre die Rückkehr zur Normalität zu gönnen. Vor allem während der letzten Monate drohte das Land völlig im Chaos völlig unterzugehen. Seit Dezember gibt es nun mit Ranasinghe Premadasa einen neuen Exekutivpräsident, seit den Wahlen vom Mittwoch hat das Land ein neues Parlament, in dem die regierende Vereinigte Nationalpartei (UNP) Premadasas wiederum eine komfortable Mehrheit besitzt.

Die neue Regierung, steht vor kaum lösbaren Problemen. Sie muß einerseits mit der Singhalesischen Radikalen Volksbefreiungsfront (JVP) fertig werden, die nicht nur die Inder aus dem Land haben will, sondern auch Zugeständnisse an die tamilische Minderheit ablehnt. Andererseits muß die brüchige Autonomieregelung, wie im „Indo-Srilankanischen Vertrag“ für die tamilischen Landesteile festgeschrieben, gestärkt werden. Die Rolle, die Indien und seine Friedenstruppen spielen, muß Premadasa ebenso überdenken wie die Notwendigkeit der stärkeren Einbeziehung der Befreiungstiger (LTTE) - der stärksten anti-indischen Kraft auf tamilischer Seite.

Zwar will Premadasa offensichtlich das Gespräch mit der LTTE suchen. Doch mit einem totalen Abzug der indischen Truppen ist derzeit nicht zu rechnen - obwohl er notwendig wäre, um die radikale JVP zu befriedigen. Die Lösung der politischen Probleme ist Voraussetzung einer Sanierung der Wirtschaft. Nicht zuletzt, um von den wirtschaftlichen und sozialen Problemen abzulenken, hatte die UNP ethnische Auseinandersetzungen geschürt und so zum Entstehen der militanten und chauvinistischen Monster beigetragen, die ein friedliches Zusammmenleben der Bevölkerungsgruppen und eine Kompromißlösung bisher verhinderten. Es ist zu befürchten, daß es im einstigen Paradies noch lange unruhig bleiben wird.

Walter Keller