Jung und männlich wählt REP

■ Endgültiges Berliner Wahlergebnis liegt vor

Berlin (taz) - Knapp drei Wochen nach den Berliner Wahlen liegt nun das endgültige Wahlergebnis vor. Gravierende Veränderungen konnten die amtlichen Statistiker allerdings nach der genauen Auszählung nicht feststellen: Lediglich der Abstand zwischen CDU und SPD verringerte sich. Hauchdünne 0,4 Prozent (zuvor hieß es noch 0,5) trennen die beiden Altparteien. Im Endergebnis sieht damit die Wahlsensation des Jahres 1989 mit der geringsten Wahlbeteiligung seit Kriegsende folgendermaßen aus: CDU 37,7 Prozent, SPD 37,3 Prozent, AL 11,8 Prozent,„Republikaner“ (REP) 7,5 Prozent.

Der Wahlerfolg der „Republikaner“ geht vor allem auf das Konto der jungen Männer zwischen 18 und 24 Jahre. In dieser Alters- und Geschlechtsgruppe erzielte die rechtsradikale Partei die höchsten Anteile. Aber auch bei den 45- bis 60jährigen Männern sind die Gewinne überdurchschnittlich hoch.

Frauen, insbesondere ältere Frauen, fühlen sich dagegen von dieser Männerpartei (keine Frau zieht für die REP ins Abgeordnetenhaus) kaum angezogen. Wie aus einer weiteren Wahlanalyse des Berliner Statistischen Landesamtes hervorgeht, haben die „Republikaner“ keineswegs dort ihre Hochburgen, wo viele Ausländer wohnen. Ihr typisches Wählerpotential lebt vielmehr in Regionen mit beengten Wohnverhältnissen, hohen Arbeiteranteilen und niedrigem Schulabschluß.

Bei den jungen WählerInnen hat auch die AL ihren größten Rückhalt. Bei den 18- bis 30jährigen Männern allerdings mußte die Igel-Partei einige Stacheln lassen. Dafür sind die Alternativen offensichtlich der Liebling der Frauen. Die AL konnte ihren Anteil bei den Wählerinnen sehr viel stärker steigern als bei den Wählern.

Während die SPD in allen Alters- und Geschlechtsgruppen gleichmäßig hinzugewann, mußte die CDU überall Verluste verbuchen. Insbesondere die 30- bis 45jährigen wanderten von der CDU zur „roten“ Konkurrenz. Nur die älteren Wählerinnen hielten der CDU die Treue.

Relativ hoch war bei den Berliner Wahlen die Zahl der ungültigen Stimmen. Wie Berlins oberster Statistiker Günther Appl feststellte, weist dies ganz klar „Protestcharakter“ auf.

bim