Sowjetische BürgerInnen fürchten Verseuchung durch C-Waffenvernichtung

Genf (taz) - Gegen die geplante Vernichtung chemischer Waffen im sowjetischen Chapayevsk erhebt sich Bürgerprotest. Das berichten Mitglieder der sowjetischen Delegation bei der Genfer UNO-Abrüstungskonferenz.

Der sowjetische Außenminister Schewardnadse hatte im Januar vor der internationalen Pariser C-Waffenkonferenz angekündigt, die UdSSR werde in diesem Jahr eine Vernichtungsanlage in dem 450 Kilometer westlich von Moskau an der Wolga gelegenen Ort in Betrieb nehmen und einseitig mit der Vernichtung ihrer rund 50.000 Tonnen Giftgase beginnen.

Diese Maßnahme soll Druck machen für den baldigen Abschluß eines Vertrages über das weltweite Verbot chemischer Waffen. Die Bewohner Chapayevsks sowie umliegender Orte haben sich aus Angst vor Umweltverseuchung und möglichen Unfällen in der Anlage oder beim Transport mit großer Mehrheit gegen die Inbetriebnahme der kürzlich fertiggestellten Anlage ausgesprochen. Die Anlieferung der Giftgase von den verschiedenen Depots nach Chapayevsk soll per Eisenbahn geschehen.

Nach Aussage der Vertreter der UdSSR in Genf werde jetzt eine große Kampagne zur „Aufklärung“ der Bevölkerung durchgeführt. Die Anlage zur Vernichtung der C-Waffen gebe bei Normalbetrieb nur „harmlosen“ Wasserdampf sowie Schwefeldioxid nach außen ab.

Andreas Zumach