Gesprächsrunde zu Kamputschea

■ Kamputschea schlägt die Berufung einer Internationalen Kontrollkommission vor / Die UNO soll nicht beteiligt sein / Delegation der „Roten Khmer“ besteht jedoch auf Kontrolle durch die UNO

Jakarta (dpa/afp) - Acht Delegationen bemühen sich in Jakarta von Sonntag bis Dienstag um die Lösung des Kamputschea-Konflikts: die Führer von vier im Streit liegenden Parteien Kamputscheas, die Außenminister der Nachbarstaaten Vietnam und Laos sowie die sechs im prowestlichen ASEAN-Bündnis zusammengeschlossenen südostasiatischen Länder. Der Außenminister des gastgebenden Indonesiens, Ali Atlas, sagte zur Eröffnung der dreitägigen Beratungen, die Hauptprobleme bestünden weiter.

Vietnamesischer Rückzug

Der kamputscheanische Ministerpräsident Hun Sen hatte am Vortag bei seiner Ankunft in Jakarta bekräftigt, die in seinem Lnd stationierten vietnamesischen Soldaten würden bis zum 30.September vollständig abgezogen. Der Sprecher der „Roten Khmer“ wiederholte seine Zweifel daran. Er erneuerte die Forderung nach Überwachung des vietnamesischen Rückzugs durch die UNO. Kamputschea lehnte die Teilnahme der UNO bei der Lösung der Auseinandersetzung ab.

Internationale Kontrolle

Gestern hat Hun Sen vorgeschlagen, eine internationale Kontrollkommission zu berufen, die den für sein Land vorgesehenen Friedensprozeß überwachen soll. Nach der Vorstellung des Regierungschefs in Pnom Penh sollte die etwa 600köpfige Kommission aus je zwei blockfreien, kapitalistischen und sozialistischen Staaten zusammengesetzt sein. Auch die im Kamputschea-Konflikt beteiligten Parteien sollten repräsentiert sein. „Wenn nötig, sollte die Kommission auch mit Waffen ausgerüstet werden, um sich selbst zu verteidigen“, empfahl Hun Sen. Allerdings dürfe die Kommission nicht unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stehen, sagte er, da die UNO nicht seine Regierung, sondern die Widerstandskoalition als Vertreterin Kamputscheas anerkenne.

Wenig Fortschritte

Bei den dreitägigen Vorgesprächen vor Ankunft der Minister wurden in Jakarta nach Ansicht von Beobachtern nur wenige Fortschritte erzielt. Als hinderlich wurde auch angesehen, daß der Führer der kamputscheanischen Exilkoalition, Prinz Norodom Sihanouk, nicht nach Indonesien kommen will. Vor sechs Monaten hatten die kamputscheanischen Konfliktparteien - damals vergeblich - schon einmal in Jakarta eine Lösung des Kamputschea-Problems gesucht.