Alter Klan in neuem Gewand

In Louisiana wurde David Duke, ein Exführer des Ku Klux Klan, ins Parlament gewählt  ■ P O R T R A I T

Washington (taz) - Im Präsidentschaftswahlkampf des vergangenen Herbstes war er der andere „Duke“: David Duke, 38 Jahre alt und Kandidat der Populistischen Partei. Völlig unbeachtet landete er im November mit 0,05 Prozent der Stimmen auf Platz fünf. Doch einige Wochen später wurde man landesweit auf den Mann aus Louisiana aufmerksam. Im Rennen um einen Sitz im Parlament des südlichen US-Bundesstaats ging David Duke, der für die Republikaner angetreten war, als erster durchs Ziel und erstritt so seine Beteiligung an der Stichwahl am Samstag letzter Woche. Auch dies wäre keine Zeile wert, wenn Dukes politische Vergangenheit ihn nicht zum Schreckgespenst der etablierten Politiker von Washington bis New Orleans gemacht hätte. Kein Geringerer als Ronald Reagan machte letzte Woche im Radio Stimmung für Dukes Gegner. Auch George Bush hatte sich im Wahlkampf für Dukes Gegenkandidaten ausgesprochen. Nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse erklärte der Präsident der Republikaner, Lee Atwater, alle Hebel in Gang zu setzten, um Duke aus der Partei auszuschließen.

Bis vor zehn Jahren war Duke „Imperial Wizard“ des Ku Klux Klan. Er verließ den gewalttätigen Rassistenbund, weil „der Klan ein schlechtes Image hatte, das wir nicht verändern konnten“, so Duke vor kurzem. Er gründete statt dessen den „Nationalen Verband für den Fortschritt weißer Bürger“ (NAAWP), eine Bezeichnung, die dem Namen einer der ältesten schwarzen Bürgerrechtsorganisationen der USA, der NAACP, nachempfunden ist. Die politischen Ziele von Dukes NAAWP entsprechen denen des Klan: die schwarzen Bürger wieder zu Menschen zweiter Klasse zu machen. Für Duke heißt das vor allem, staatliche Maßnahmen zugunsten Schwarzer, vor allem Minderheitenquoten am Arbeitsplatz, abzuschaffen. Sie stellen in seinen Augen eine „Diskriminierung der traditionellen amerikanischen Mehrheit“ dar. Er sei nicht gegen Schwarze, aber „pro weiß“.

In Sachen Image war Duke mittlerweile erfolgreich. Als eleganter Yuppie mit Faconschnitt führte er seinen Wahlkampf nicht in der weißen Robe eines Klanmannes, sondern im dreiteiligen Anzug. In seinen Reden sprühten nicht die Funken des Hasses gegen Schwarze, Juden und Katholiken, sondern handelsübliche Vorurteile gegen Wohlfahrtsempfänger, Minderheiten und Einwanderer. Bei den WählerInnen kam das an. Sie ließen sich auch nicht davon beeindrucken, daß Dukes Telefon bis vor einer Woche die gleiche Nummer hatte wie das der örtlichen Klan-Niederlassung, und auch davon nicht, daß der Klan im ganzen Land um Spenden für Dukes Wahlkampf warb.

Sein Wahlkreis Metairie, ein Vorort von New Orleans, wird von „weißen Flüchtlingen“ bewohnt, die vor der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung von New Orleans Reißaus genommen haben. In Metairie sind über 21.000 Weiße, aber nur 46 schwarze WählerInnen registriert. Zwei Drittel sind Demokraten, doch ihre Stimmen gingen regelmäßig mit großer Mehrheit an Ronald Reagan oder zuletzt George Bush. Dukes Stichwahlgegner John Treen räumt ein: „Seine Botschaft ist dünn verhüllter Rassismus. Den Leuten gefällt das.“ In Dukes Wahlkampfstab behauptet man, daß ihr Kandidat „sagt, was jeder denkt, aber sich nicht auszusprechen traut“. David Dukes geschickt vorgetragener Appell an die schwelenden Ängste und Vorurteile einer ungebildeten weißen Mittelklasse brachten ihm in der Stichwahl am Samstag 8.459 Stimmen ein. Sein Gegner Treen erhielt 8.252 Stimmen.

Stefan Schaaf