: Möglichkeiten überschätzt-betr.: "Dem Haß keine Chance", taz vom 6.2.89
betr.: „Dem Haß keine Chance“, taz vom 6.2.89
Eckhard Stratmann behauptet in seinem Leserbrief, die Postwurfsendung der DVU hätte nur durch die PostzustellerInnen verhindert werden können. Er überschätzt damit völlig die Möglichkeiten der ZustellerInnen. Uns wurde klargemacht, daß uns die fristlose Kündigung gedroht hätte, wenn die Wurfsendungen nicht verteilt worden wären. (...)
Die Wurfsendung ist übrigens genau einen Monat nach dem Brandanschlag auf ein von AusländerInnen bewohntes Wohnhaus in Schwandorf, bei dem vier Menschen starben, verteilt worden.
1982 kandidierte zum ersten Mal die Hamburger Liste für Ausländerstopp und konnte die organisierte Hetze gegen AusländerInnen betreiben. Elf Tage vor dieser Hamburger Bürgerschaftswahl verbrannte sich die 25jährige Semra Ertan in Hamburg, weil sie die ihr entgegengebrachte Ausländerfeindlichkeit nicht mehr ertragen konnte.
Für mich wäre es unerträglich, dazu beizutragen, daß sich unter Umständen ein Mensch vor Verzweiflung des Leben nimmt, genauso wenig will ich dazu beitragen, daß Menschen so aufgestachelt werden, daß sie Anschläge auf AusländerInnen verüben.
Wer der Meinung ist, daß die Menschenwürde zu schützen ist, kann eigentlich nur zu dem Ergebnis kommen, daß ausländerfeindliche Wurfsendungen nicht verteilt werden dürfen. (...)
Uwe Kohlmorgen, Kiel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen