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Das war der (deutsch-britische) Gipfel

Die Stadt Frankfurt befand sich zwei Tage lang im Ausnahmezustand / Außer Spesen nichts gewesen  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Ein tollpatschiger Pfälzer Bär mit Knopf im Ohr - Kanzler Kohl mit Kopfhörer - und eine Geisteswitz und -blitz versprühende „Eiserne Lady“ Maggie Thatcher waren die Exponenten einer zweitägigen Veranstaltungsreihe in Frankfurt mit dem Titel: „Deutsch-britischer Gipfel“, dessen Höhepunkt ein Galakonzert in der Alten Oper war („Great!„/Thatcher).

Achtundvierzig Stunden lang langweilten sich Hunderte von Journalisten aus dem Vereinigten Königreich und aus der Bundesrepublik auf diesem „Gipfel“, an dem am Montag die weltbewegende Frage nach der Abendgarderobe von Frau Thatcher - bei der Ankunft trug die Premierministerin ein rosa Kostüm - im Mittelpunkt des „öffentlichen Interesses“ stand.

Der von den Terminplanern des Kanzlers in den hessischen Kommunalwahlkampf eingebettete Gipfel, auf dem denn auch der christdemokratische Oberbürgermeister Brück dem Staatsgast pausenlos am Rockzipfel hing, war ein politischer Rohrkrepierer, denn die sensible Frankfurter Bevölkerung reagierte mit Unmut auf die „überflüssige Supershow“ (Taxifahrer) des konservativen Duos: Schon bei der Ankunft des ungleichen Paares auf dem Römerberg gab es mehr Pfiffe als Beifallsbekundungen - und die zum Jubeln abkommandierten SchülerInnen wurden ihre schwarz-rot-goldenen Fähnchen und Union Jacks nicht los.

Tausende von Polizisten hatten die gesamte Innenstadt hermetisch abgeriegelt, was - in Kombination mit der Frühjahrsmesse - zu einem Verkehrschaos erster Ordnung führte. Und in der Flughafenregion durchkämmten Polizeikontingente die Wälder auf der Suche nach den Abschußrampen für die IRA-Raketen.

Die in der „Kaiser-Suite“ im Hotel „Frankfurter Hof“ residierende Frau Thatcher absolvierte derweil die obligatorische Sightseeingtour „Frankfurt in two hours“: Goethehaus, Dom, Paulskirche und Römer.

Dort fand am Montag das erste „Vier-Augen-Gespräch“ zwischen „PM und BK“ statt, wie es militärisch-knapp in Osts Terminvorschau hieß. Dabei wurden „divergierende“ Auffassungen in der Frage der Stationierung neuer nuklearer Kurzstreckenwaffen und der Einbeziehung dieser Raketen in die Ost-West-Abrüstungsverhandlungen ebenso unter den Teppich gekehrt, wie die Probleme beim „Jäger 90“.

Bei Hausmacherwurst und Saumagen sollen „all diese Dinge“ im April bei Kohls in Oggersheim „neu diskutiert und dann gemeinsam entschieden werden“, meinte der Kanzler auf der Gipfel-Abschluß-Pressekonferenz im Römer. Von britischen Journalisten auf die in der Bundesrepublik angeblich grassierende „Gorbimania“ angesprochen, erklärte die Premierministerin mit typisch englischem Humor, daß der Kanzler von diesem Virus noch nicht befallen sei und deshalb bei den Bündnispartnern kein Anlaß zu Panik bestehe.

Auch sie begrüße den Wandel in der Sowjetunion. Allerdings seien „Umbruchzeiten immer Zeiten großer Unsicherheit“, und deshalb glaubten der Kanzler und sie an die Notwendigkeit einer starken Verteidigung. Denn noch seien Freiheit und Frieden nur auf „dieser Seite des eisernen Vorhangs“ präsent. Dann fiel der Vorhang über einen Gipfel, der in Wahrheit unter einem anderen Motto als dem von der „stillen Allianz“ stand: Außer Spesen nix gewesen.

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