Souveränität erwünscht

■ betr.: „Grüne will nicht mehr“, taz vom 20.2.89

Nachdem Ute Treptows Rücktrittsbrief den gezielten Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat, kann er nicht unwidersprochen bleiben. Seit einem Vierteljahr nehme ich wöchentlich als Beisitzer an den Sitzungen des grünen Landesvorstandes teil, die Arbeit dort empfinde ich sehr wohl als die eines gleichberechtigten Gremiums. Alle Positionen können offen auf den Tisch gelegt werden, Ausgrenzungen finden nicht statt. Es besteht ein hohes Maß an Bereitschaft, politische Problematiken jenseits ideologischer Scheuklappen zu diskutieren. Natürlich kommt es, wie in allen demokratischen Zusammenschlüssen, manchmal dazu, daß einzelne Personen mit ihren Anträgen keine Mehrheit erreichen. Dies zu akzeptieren gehört zur politischen Kultur.

Ute Treptow hat als Landesschatzmeisterin eine solide Arbeit geleistet, ihr bevorstehender Rücktritt ist eine der Sache nach überzogene Reaktion auf kleinkarierte Angriffe einiger weniger. Es wäre ihr zu wünschen gewesen, daß sie auf diese Angriffe mit mehr Souveränität reagiert hätte, schließlich wurde sie erst im November 88 mit einem überzeugenden Stimmenergebnis als Schatzmeisterin wiedergewählt.

Volkmar Leohold

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