Heute fehlen 22 Bäume am Sachsendamm

■ Alter Senat läßt für Autobahnanschluß roden, obwohl naturfreundliche Alternativen vorliegen / Protest von Naturschützern, SPD und AL: Sie schlagen Tunnellösung vor

22 Bäume, die sich bislang auf der sogenannten Steinbogenbrücke über dem Schöneberger Sachsendamm gen Himmel strecken konnten, werden heute gefällt. Der Grund: Ein 400 Meter langes Stück Autobahnverbindung, das, so der Plan des noch amtierenden CDU-Senats, neben dem Sachsendamm errichtet werden soll. Gegen die anstehende Rodungsaktion hatte schon vor einiger Zeit die Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz beim Verwaltungsgericht eine einstweilige Anordnung beantragt. Damit sollte der Autobahnplan des Senats insgesamt zu Fall gebracht werden. Die Naturschützer setzen vielmehr auf einen Alternativplan. Ihr Vorschlag: Statt wie vorgesehen den Autobahnanschluß neben den Sachsendamm zu plazieren, soll der Zubringer in den Untergrund verlegt werden. Damit würden die „Wald- und Wiesenbestände“ seitlich des Sachsendammes in wesentlich größerem Umfang vom Asphalttod verschont bleiben. Als Technik für diese Lösung habe sich bereits im Bundesgebiet die sogenannte Dammdurchpressung bewährt, erklärte ein Sprecher der AG Naturschutz. Die Steinbogenbrücke samt Biotop und Baumbestand sowie diverse andere Brücken, die über den Sachsendamm führen, würden mit dieser Tunnellösung erhalten bleiben.

Die erste Kammer des Verwaltungsgerichts lehnte die beantragte Anordnung der AG Naturschutz gegen das Bäumefällen ab. Begründung: Der Brückenabriß, der Teil eines eisenbahnverkehrsrechtlichen Vertrages aus dem Jahr 1980 ist, werde in jedem Fall notwendig. Deshalb könne mit dem gestellten Antrag lediglich ein Aufschub erwirkt werden. Der ist jedoch von ökologischer Brisanz. Rodungen sind nämlich laut Landesnaturschutzgesetz zwischen dem 1. März und dem 30. September untersagt. Die Bäume müssen deshalb innerhalb der nächsten Woche gefällt werden, wenn der Abriß der Brücke, wie es die CDU forciert, noch in diesem Sommer realisiert werden soll.

Doch die konservative Asphaltplanung, die die Bäume ins Jenseits befördert, ist quasi für den Papierkorb bestimmt. AL und SPD, potentielle Koalitions- und Regierungspartner, befürworten den umweltfreundlicheren Tunnelplan am Sachsendamm. Schon Anfang der Woche hatte der SPD -Abgeordnete Norbert Meisner, der im Schattenkabinett für das Ressort Umwelt und Verkehr vorgesehen ist, den noch amtierenden Senat aufgefordert, die Finger vom Sachsendamm samt Brücken zu lassen.

Um die CDU-Holzfällereien, die schon heute beginnen sollen, doch noch zu verhindern, haben sich gestern Mitglieder der Bürgerinitiative Südgelände sowie der AG Naturschutz an den Bausenat gewandt. Erfolglos. Die Brücke müsse auch im Falle einer Untertunnelung abgerissen werden, so das Argument von seiten des Senats. Außerdem wäre die Alternativlösung in Sachen Sachsendamm erheblich teurer, da auch der weitere Unterhalt der altersschwachen Brücken zu aufwendig sei. Gegen das sinnlose Opfern der 22 Bäume auf der Steinbogenbrücke wollen die Naturschützer Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen. Für heute sind verschiedene Aktionen gegen das „Baumsterben“ auf der Brücke geplant.

cb