Oliver North präsentiert seine Verteidigung

Die Anwälte der Iran-Contra-Hauptfigur behaupten, Oberst Oliver North habe nur Befehle von oben ausgeführt  ■  Aus Washington Stefan Schaaf

Zwei Wochen nachdem Richter Gerhard Gesell sich in Washington auf die schwierige Suche nach einem Dutzend Geschworener begeben hatte, die noch keine Kenntnis vom abenteuerlichen Treiben Oliver Norths hatten, konnte am Dienstag mit der eigentlichen Verhandlung gegen den ehemaligen Reagan-Mitarbeiter begonnen werden. Im Zentrum des ersten Tages stand die These der Verteidigung, daß Oberst Oliver North in der Iran-Contra-Affäre nur die Anordnungen seiner Vorgesetzten, vor allem Präsident Reagans und des ehemaligen Sicherheitsberaters McFarlane, ausgeführt habe. North sei von ihnen systematisch als der Mann aufgebaut worden, der ungewöhnliche und schwierige Aufgaben erfüllen sollte, eine davon sei ein mysteriöses „Projekt X“ gewesen, über das bis heute nichts bekannt sei.

So sei ihm auch die Aufgabe zugewachsen, die Contras in Nicaragua trotz eines Verbots des Kongresses mit Waffen zu versorgen. Doch die Idee, andere Länder um Millionenspenden für die antisandinistischen Contras anzugehen, stamme von Reagan und einigen seiner Kabinettsmitglieder, die diesen Weg auf einem Geheimtreffen im Frühjahr 1984 beschlossen hätten. Reagan sagte laut North-Verteidiger Brendan Sullivan: „Falls dies herauskommt, wird man uns an den Daumen vors Weiße Haus hängen, bis klar wird, wer dafür verantwortlich ist.“ North habe diese Politik entsprechend seinen Anordnungen vor den Medien und dem Kongreß geheimzuhalten versucht. Um so überraschter sei er gewesen, als er im Fernsehen sah, wie Justizminister Meese am 25. November 1986 auf einer Pressekonferenz das Geheimnis enthüllte.

Der Anklagevertreter Keker stellte North als einen wiederholten Lügner dar, der für seine politischen Ziele das Gesetz gebrochen, ja, sich über das Gesetz gestellt habe. North möge von vielen als Patriot betrachtet werden, doch es gebe „für einen Patrioten kein größeres Ziel als das Gesetz aufrechtzuerhalten“. North hingegen habe seine Beteiligung an der illegalen Contra-Finanzierung systematisch vor dem Kongreß und sogar vor Justizminister Meese zu verbergen versucht. Gegen North liegen zwölf Anklagepunkte vor, darunter Falschaussage, Zerstören von Dokumenten, Steuerbetrug und unzulässige Annahme von Geschenken.