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Abu Iyads Botschaft kam per Videoband

Die Nummer zwei der PLO bereit zu direkten Verhandlungen mit Israel - noch vor einer internationalen Konferenz / Schewardnadse traf Arens und Arafat / Die offizielle Haltung in Israel bleibt hart: Interview mit dem PLO-Chef durfte in Israel nicht gesendet werden  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ist zu jeder Art von Begegnung mit Israelis bereit - noch vor einer internationalen Nahost-Friedenskonferenz, die bisher als absolute Vorbedingung galt. Diese überraschende Botschaft übermittelte die Nummer zwei der PLO, Abu Iyad, auf einem Videoband, das auf einem Symposium über den Frieden im Nahen Osten in Jerusalem vorgeführt wurde.

Die anwesenden oppositionellen Israelis, Palästinenser und Vertreter europäischer Staaten, konnten so wenigstens eine Botschaft Abu Iyads vernehmen, denn Vertretern der PLO selbst ist es verboten, nach Israel zu kommen.

Der Vize von PLO-Chef Yassir Arafat, der auf der Video -Aufnahme neben einer palästinensischen Flagge saß, forderte Israel auf, sich mit der PLO zu einer offenen Diskussion über alle anstehenden Probleme zu treffen.

Zum ersten Mal schlug damit ein palästinensischer Politiker vor, daß direkte Gespräche zwischen Israel und der PLO noch vor einer internationalen Nahost-Friedenskonferenz abgehalten werden könnten. Die Konferenz habe anschließend die Aufgabe, die Sicherheit beider Staaten, des palästinensischen und des israelischen, zu garantieren und die vorher in den direkten Verhandlungen getroffenen Vereinbarungen abzusegnen, erklärte Abu Iyad.

Die zwanzigminütige Botschaft des palästinensischen Politikers wurde von den Versammelten positiv aufgenommen. Der Abgeordnete Ran Cohen von der Bürgerrechtspartei erklärte: „Abu Iyads Botschaft ist willkommen, also laßt uns verhandeln. Jeder Israeli mit Verantwortungsgefühl hat die Verpflichtung, die Angebote der PLO auszutesten.“

Doch nicht alle israelischen Politiker teilen die Auffassung des oppositionellen Abgeordneten. Außenminister Mosche Arens lehnte es am Mittwoch nach seinem Treffen mit seinem sowjetischen Amtskollegen Eduard Schewardnadse in Kairo erneut ab, PLO-Vertreter zu treffen.

In gut unterrichteten Kreisen hieß es, Schewardnadse habe Arens gebeten, ehemaligen israelischen Politikern, darunter auch dem früheren Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses der Knesset, Abba Eban, ein Treffen mit Verantwortlichen der PLO zu gestatten. Nach dem Treffen mit Arens kam der sowjetische Außenminister mit Arafat zusammen.

Wie weit die israelischen Behörden - zumindest in der Öffentlichkeit - noch von einem solchen Schritt entfernt sind, zeigt ein Kuriosum am Rande der jüngsten diplomatischen Aktivitäten in Kairo. Das israelische Fernsehen verbot am Mittwoch abend die Ausstrahlung eines Interviews mit Arafat.

Der Direktor der israelischen Rundfunkbehörde, Uri Porat, begründete das Verbot damit, daß seine Behörde eine öffentliche Einrichtung sei und daher nicht gegen die Gesetzgebung des israelischen Parlaments verstoßen könne, das „Kontakte zwischen Israelis und Israel-feindlichen Organisationen“ verbiete.

Anstelle des Interviews strahlte das Fernsehen dann einen Beitrag aus, in dem sich Abu Iyad für direkte Kontakte zwischen der PLO und Israel aussprach.

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