Rückzugsspektakel

■ Erding bleibt von Tornado-Flugzeugen verschont

Fast möchte man nach der Entscheidung von Minister Scholz glauben, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Denn wann kommt es schon einmal vor, daß Bürger sich mit ihren Protesten durchsetzen? Letztlich waren es die verärgerten Erdinger, die der CSU eine atypische Haltung gegen Bomber aufzwangen. Auch wenn es jetzt aus der Staatskanzlei tönt, allein der Staatsregierung sei dieser Erfolg zu verdanken aus Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen blieb der CSU nichts mehr anderes übrig als gegen Bonn zu schießen. Wenn die CSU dieses Problem einigermaßen ungerupft überstehen wollte, mußte diesmal mehr passieren als Theaterdonner. Freilich wuchsen durch die Unterstützung der CSU die Erfolgsaussichten der Stationierungsgegner. Mit dieser „Einheitsfront“ wollte sich der arg gebeutelte Scholz auf seinem wackligen Stuhl nicht mehr anlegen.

Aber wie meist: Ein Wermutstropfen ist dabei. Der militärische Rückzug ist begrenzt. Denn die Stationierung der Kampfflugzeuge ist keineswegs grundsätzlich vom Tisch. Noch ist nicht bekannt, wohin die Tornados jetzt verschoben werden sollen. Und deshalb sollte man sich in Erding und anderswo nicht nach dem Sankt-Floriansprinzip „verschon mein Haus zünd andere an“ zufrieden zurücklehnen. Sondern weiterdenken und sich fragen, welchen Sinn und Zweck diese Tornado-Aufrüstung in einer Zeit allgemeiner Abrüstungsbemühungen macht. Vergessen sollten sie dabei auch eines nicht, wer sie anfangs wieder einmal versucht hat zu verschaukeln: die „erfolggekrönten Häupter“ der CSU.

Luitgard Koch