Computer & Verordnung gegen Smog

■ Als vorletztes Bundesland bekommt auch Bremen jetzt eine Smog-Verordnung / Drei neue Meßstellen für Luft-Schadstoffe und on-line-Verbindung zum Bundes-Umweltamt / Bei Smog dreistufiger Alarmplan

„Wir sind ganz flach“, faßte gestern Umweltsenatorin Eva -Maria Lemke-Schulte die Lage Bremens zusammen, „das Höchste sind die Deiche.“ Das bedeutet: Frischer Wind, heftiger Sturm und der norddeutsche Regen blasen und waschen auch dicke Bremer Luft meistens recht fix wieder recht sauber. Trotzdem soll es jetzt auch in Bremen geben, was außer Schleswig-Holstein sämtliche Bundesländer schon haben und was insbesondere die Grünen seit Jahren fordern: eine Smog -Verordnung und verstärkt systematische Schadstoff-Messungen der Luft.

Zusätzlich zu den bereits 1987 eingerichteten zwei Luftmeßstellen und dem mobilen Meßwagen werden drei neue Bremer Luftmeß-Stationen eingerichtet und alles mit der neuen computer-bewehrten Zentrale im Amtssitz der

Umweltsenatorin verbunden. Kostenpunkt für die Neuanschaffungen: 1,5 Mio. Mark.

Rund um die Uhr geht es dann um die Konzentrationen von Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid, Ozon und Schwebestoffe. Die Werte werden alle halbe Stunde gemessen, automatisiert gespeichert, grafisch aufbereitet, alle drei Stunden gemittelt und on-line auch dem Berliner Bundesumweltamt übertragen. Umgekehrt kann Bremen sich auch die Daten der niedersächsischen oder bundesweiten Werte einspielen, um die eigene Lage besser einschätzen und das Kommende prognostizieren zu können.

Überschreitet einer der Schadstoffe die kritischen Grenzen, wird die Vorwarnstufe oder Alarmstufe I oder II ausgelöst. Für SO2 etwa gilt ab 0,60 Millig

rammm (mg) pro Kubikmeter Luft die Vorwarnstufe, 1,2 mg für Stufe I und 1,8 mg für Stufe II. Vorwarnstufe heißt: Bevölkerung und Betriebe werden aufgefordert, „alles zu unterlassen, was zu einer weiteren Luftbelastung führt“, so die Senatorin. Dazu gehört Autofahren, Kaminfeuern, Verbrennen von schwerem Heizöl. Ab Alarmstufe I ist dann für alle, die keinen 3-Wege-Katalysator am Auto haben, Schluß mit Fahren. Nur noch Feuerwehr, Krankenwagen, Busse und Bahnen dürfen.

1985 und '87 gab es zu Jahres

anfang kurzzeitig hohe Werte. Die großen Bremer Luftverpesterinnen, nämlich „die Haupt-Emittenten Stadtwerke, Müll-Verbrennungs-Anlage und Klöckner-Werke haben wir damals gebeten, die Anlagen runterzufahren, und das haben sie auch getan“, erklärte die Senatorin. Mit der künftigen Smog-Verordnung regelt das Strafgesetzbuch mögliche Strafen für uneinsichtige LuftverschmutzerInnen.

Smog-Gefahr besteht für Bremen, wenn bei windstillem Wetter eine umgekehrte, eine „Inversions„-Wetterlage herrscht: eine

niedrige Luftschicht, die wie ein Topfdeckel oben wärmer ist als unten. Wenn dann noch der Wind aus Südost bläst, kann Smog entstehen: „Nach Tschernobyl weiß jeder, wie weit der Dreck fliegt“, erklärte die Referentin für Immissionsschutz, Dr. Adelheid Hirsch, „die Schadstoffe kommen aus der DDR, aus Polen, der CSSR.“ Die Schwäbin Hirsch: „Hier in Bremen kann man sich doch eigentlich beruhigt zurücklehnen: 360 Tage Wind, 5 Tage Sturm im Jahr - und ich freu mich immer, wenn's alles sauber rägnet!“ S.P