Pfiffe für ÖTV-Sekretärin

■ 350 PflegerInnen demonstrierten für mehr Lohn und Gewerkschafts-Demokratie hier bitte das Foto mit dem Krankenpfleger mit Mundschutz

Ein Tag nach den 5.000 LehrerInnen gingen gestern 350 Krankenschwestern und -pfleger auf die Bremer Straßen. Sie demonstrierten nicht nur für mehr Lohn und mehr Personal, sondern auch für mehr Demokratie in ihrer Gewerkschaft ÖTV.

Der Demonstrationszug der grün Bekittelten (Dress für Intensiv-Stationen) war durch Transparente mit materiellen Forderungen geprägt - a la „Unser Verdienst, das ist der Hohn, endlich brauchen wir mehr Lohn“. Während der anschließenden Versammlung im Konsul-Hackfeld-Haus entspann sich eine lebhafte, innergewerkschaftliche Debatte um die Höhe der von der Stuttgarter ÖTV-Tarifkommission festgelegten Lohnforderungen. Denn nicht nur der im Bremer Hackfeld-Haus versammelten ÖTV-Basis sind die Forderungen der Stuttgarter ÖTV-Spitze viel zu bescheiden.

Als die Bremer ÖTV-Bezirkssekretärin Marita Rosenow die Punkte verteidigte, die die ÖTV-Tarifkommission in der kommenden Woche dem Innenminister vortragen will, hagelte es Pfiffe und Proteste aus dem Publikum: „Kollegin, das war nichts“ - „Wir fühlen uns verarscht“ - „Bestreiken muß man die ÖTV“.

1.400 Mark netto verdient eine frisch examinierte Krankenschwester für ihre Arbeit an PatientInnen und High -Tech-Maschinen bisher. 1.800 Mark müßte sie nach Willen der ÖTV-Basis ausgezahlt bekommen, sollte ihre Entlohnung „leistungsgerecht“ sein. Dies entspräche einer Anhebung der bisherigen Krankenpflege-„KR„-Vergütungsgruppe um drei Stufen, die ÖTV-Spitze dagegen will Minister Zimmermann nur eine Vergütungsgruppe mehr abhandeln.

„Es müßten Leute in der Tarifkommission verhandeln, die so wenig verdienen wie ich, dann käme da mehr raus“, schlug der Krankenpfleger Gerrit Guit unter großem Beifall vor - und entwarf dann seine Vision eines Streiks: Das Krankenhauspersonal solle weiter röntgen, spritzen und pflegen zum Wohle der PatientInnen, aber den Krankenkassen keine Kosten melden: „Dann kriegen wir unsere Forderungen schnell durch.“

Zustimmung fand auch eine ÖTV-Vertreterin, die vorschlug, die ÖTV-Führung durch Arbeitskämpfe zu zwingen, in ihren Forderungen weiterzugehen. - Für den Fall, daß die ÖTV die Aktionen nicht unterstütze, an denen sich diesmal außer SchülerInnen auch viele „Examinierte“ beteiligten, prognostizierte ein anderer Redner der ÖTV Mitgliederschwund und eine schwarze Zukunft. Barbara Debus