Erst Paulus, dann Saulus

■ FU-Chef Heckelmann zieht Bilanz aus Streik und Besetzung / Scharfe Kritik an Finanzpolitik des Bundes

„Seit den 68er Unruhen haben wir mit dem Streik der StudentInnen eine der schwierigsten und schmerzlichsten Ereignisse erlebt.“ Mit diesen Worten eröffnete FU-Präsident Heckelmann gestern mittag eine Pressekonferenz im Präsidialamt der FU. Weniger als Rückblick denn als Zwischenbilanz formulierte Heckelmann vor versammelter JournalistInnenrunde, welche universitären Schwierigkeiten sich wohl auch in Zukunft diagnostizieren lassen. Größte Übelkeit verursachten dem FU-Präsidenten offensichtlich die zu verzeichnenden Sachschäden in den Universitätsgebäuden sowie das prekäre Überlastprogramm der Bund-Länder -Kommission. Letzteres brachte Heckelmann förmlich zum Überschäumen: „Die Bedingungen, an die die Vergabe der Bundesgelder für die Universitäten geknüpft sind, grenzen an Täuschung“, konstatierte der FU-Präsident. Sie dürften nur in den Ingenieurswissenschaften, der Informatik sowie der Betriebswirtschaft verwendet werden. Gerade aber in den Geistes- und Sozialwissenschaften fehle das Geld am nötigsten, so Heckelmann. „Wenn es im kommenden Semester zur nächsten Streikwelle kommen sollte, dann könnte das im Präsidialamt durchaus auf Sympathie stoßen“, ereiferte sich der Präsident bezüglich der ungerechtfertigten Finanzpolitik aus Bonn. Allein die FU benötige mindestens 18,4 Millionen Mark jährlich, um den Lehrbetrieb angemessen aufrechtzuerhalten. Wenn aus dem Bundesfinanztopf nicht mehr als jährlich fünf Millionen für die FU herausspringen, dann müßte eben das Land Berlin für die restlichen 13 Millionen aufkommen.

Sachschäden in Millionhöhe, die durch die Institutsbesetzungen entstanden seien, erläuterte der FU -Präsident vor der Presse in allen Einzelheiten. Obdachlose und Asoziale hätten in den Universitätsgebäuden Einzug gehalten, Wände seien durchbrochen worden, besonders die Rost- und Silberlaube strotzten vor Dreck. Heckelmann erklärte, daß deshalb schon in der kommenden Woche mit den Reparaturarbeiten begonnen werden müsse, wolle man im Sommersemester den Lehrbetrieb wiederaufnehmen. Dieser Ansicht seien auch die Dekane aller Fachbereiche. Nicht jede Wandmalerei müsse dabei übertüncht werden. Was bleiben kann und was nicht, das müßten die einzelnen Fachbereichsverwaltungen selber entscheiden. „Es geht mir vor allem darum, daß die Universität wieder funktionstüchtig wird“, so Heckelmann. Die StudentInnen, die noch in den Institutsgebäuden wohnen, forderte der Präsident auf, diese bis zum Sonntag zu räumen. Jedoch: „Polizeieinsätze können hochschulpolitische Probleme in keiner Weise lösen“, erklärte der FU-Chef. Auf die Frage, ob er die Institute gewaltsam räumen lassen wolle, gab Heckelmann jedoch keine eindeutige Antwort.

Veranstaltungen, die von StudentInnen auch während der Semesterferien getragen würden, seien begrüßenswert, so Heckelmann. Jedoch dürften diese nicht mehr mit einem Übernachten in den Institutsgebäuden verbunden sein.

cb