Ultimatum der Flüchtlings-Freunde

■ Demonstration zu Gröpelinger Hafenbaracken / Werden Sammellager-Pläne bis Freitag nicht gestoppt, sollen sie „unbewohnbar“ gemacht werden / Applaus in der Lindenhofstraße

Rund 100 Flüchtlings-Freunde kamen am Samstag morgen nach Gröpelingen, um gegen die Planungen eines ersten Bremer Sammellagers für Asylbewerber in den Baracken an der Hafenrandstraße zu demonstrieren. Für ihre Parole „Ausländer bleiben - Nazis vertreiben“ bekamen sie in der Gröpelinger Lindenhofstraße spontanen Applaus aus türkischen Lebensmittel-Läden.

Der Protest direkt vor dem Zaun der ehemaligen Wohnbaracken portugiesischer Hafenarbeiter konnte jedoch nicht stattfinden. Das Gelände war von der Polizei abgesperrt. Ein Vertreter des Gesamthafen-Betriebsvereins, dem die inzwischen leerstehenden Baracken gehören, bat die Polizei darum, einen Verantwortlichen der Demonstration festzustellen. Ihm sollte dann eine Rechnung über 300 Mark zuge

stellt werden, die in der vergangenen Woche bereits an den Flüchtlingsrat geschickt worden war, dann aber kommentarlos zurückkam. Mit diesem Betrag will der Gesamthafen -Betriebsverein Kosten in Rechnung stellen, die für die Reparatur des bei einer früheren „Begehung“ des Barackengeländes zerschnittenen Zauns angefallen sind.

Die Polizei wollte jedoch die kleine Demonstration nicht provozieren und verzichtete auf die Personalienfeststellung. Auf einer kleinen Zwischenkundgebung kündigten die DemonstrantInnen an, wiederzukommen, „wenn die Polizei nicht da ist“. Für den Fall, daß Bürgerschaft und Senat bis Freitag nicht definitiv erklären, in Bremen auch weiterhin keine Flüchtlinge in Sammellager zu stecken, „werden wir die Baracken unbewohnbar ma

chen“, hieß es aus dem Megaphon.

Unterdessen hat auch der Flüchtlingsrat in einem offenen Brief den Sozialsenator aufgefordert, den Bremer AsylbewerberInnen keine „Unterbringung in menschenunwürdigen Baracken“ zuzumuten. „Flüchtlinge besitzen z.B. im Gegensatz zu der Gruppe von Aus-und Übersiedlern nicht die politische Lobby und Akzeptanz in der Bevölkerung, die solche Pläne von Anfang an unmöglich machen würde“, heißt es in dem Brief weiter, „Ereignisse in anderen Städten lassen befürchten, daß die in den Baracken lebenden Flüchtlinge schnell als Sündenböcke für in der Stadt bestehende Mißstände herhalten müssen und als solche massiven Übergriffen durch neofaschistische Gruppen ausgesetzt sind“.

Ase