„In diesem Krieg geht es nur um Macht“

Gespräch mit Bona Malwal, Herausgeber der englischsprachigen Tageszeitung 'Sudan Times‘  ■ I N T E R V I E W

taz: Wie sehen Sie die Chancen für einen Frieden im Sudan?

Bona Malwal: Für mich besteht kein Zweifel, daß wir mit Sadiq el Mahdi als Regierungschef keinen Frieden haben werden. Jetzt ist er gerade unter immensem Druck, im Land selbst und von außen, und angesichts dieses Drucks wird er sich vielleicht zu scheinbaren Lösungen bereiterklären, die für Außenstehende nach Frieden aussehen. Aber nach meinen Erfahrungen, und die reichen bis 1964 zurück, war immer er das Hindernis für Frieden.

Worum geht es bei diesem Krieg?

Es geht einzig und allein um Macht. Jetzt sitzt ein einzelner Mann an der Spitze der Macht. Solange der nicht einsieht, daß er die Macht teilen und Macht an den Süden abgeben muß, kann man den Konflikt zwischen Arabern und Afrikanern, Muslims und Christen, Süden und Norden nicht lösen. Die Regierung hat keinen Friedensplan.

Wie schätzen Sie die vielen Hilfsorganisationen im Land ein?

Man kann verschiedene Gruppen unterscheiden: multilaterale internationale Organisationen, bilaterale Regierungsorganisationen und die Nicht -Regierungsorganisationen. Meiner Meinung nach sind nur die Nicht-Regierungsorganisationen wirklich ernsthaft. Doch sie sind die schwächsten. Die anderen beiden Gruppen lassen sich von der Regierung vorschreiben, was sie machen. Sie sind keine Hilfsorganisationen, sondern politische Organisationen, die zu Hause erzählen, was für gute Arbeit sie für die Menschen leisten, während sie in Wirklichkeit der Regierung helfen.

Welche Rolle spielt die Armee?

Obwohl ich unter den beiden Militärregimes, die wir hatten, gelitten habe, sage ich Ihnen klipp und klar, daß ich keinen einzigen Politiker in Khartoum sehe, der einen ernsthaften Schritt zur Beendigung des Krieges machen könnte. Die Armee ist die einzige Instanz, die solche Entscheidungen treffen und durchsetzen kann.

Ist das ein Plädoyer für ein drittes Militärregime?

Die politischen Alltagsgeschäfte kann die Armee in keinem Land gut ausführen. Sie sollte ihre Aufgabe für die Beendigung des Bürgerkrieges erfüllen, aber dann den Zivilisten das Ruder überlassen.

Interview: Christa Wichterich/Uwe Hoering