Kafr Qara, Israel

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(Das kleine Fernsehspiel, 22.45 Uhr, ZDF) Wenig erfahren wir über den Alltag der Palästinenser, während wir doch fast täglich in den Nachrichten über die Krise unterrichtet werden, die im Nahen Osten seit vielen Jahrzehnten herrscht und sich mehr und mehr zuspitzt. Über die Araber in den besetzten Gebieten wissen wir einiges, über die 750.000 Araber aber, die in Israel selbst als israelische Bürger leben, wissen wir so gut wie nichts. In dem Dokumentarfilm Kafr Qara, Israel erzählen uns die beiden Jüdinnen Eglal Errera und Nurith Aviv die Alltagsgeschichte eines arabischen Dorfes in Israel.

Der Dorfsänger Abu Leil führt uns ein. Die achtjährige Salah liest uns aus ihrem Schulbuch vor, daß etwa 8.000 moslemische Araber dort leben, daß dieses Dorf etwa dreihundert Jahre alt ist, und auch, daß es seit der Staatsgründung von seinen ursprünglich 24.000 Dunum Grundbesitz 17.000 Dunum verloren hat. Während wir immer wieder Bilder vom kollektiven Leben im Dorf sehen, sind es doch einzelne Zeugen, die von ihren Erinnerungen berichten, ihren Erfahrungen, ihren Träumen. Die 80jährige Leichenwäscherin Amneh el Hana, die 20jährige Studentin Fadia Korabi, die zwölfjährige Schülerin Abir Assali, der Arzt Issam und seine jüdische Frau Liu - sie sprechen uns direkt an, sie fordern, wenn nicht unsere Stellungnahme, so doch unsere Anteilnahme heraus. „Wir sind immer die Verlierer (...), selbst wenn eine Seite siegt, so sind wir immer auf der Seite der Verlierer. Die Versöhnung ist die einzige Lösung des Problems. Die Leute werden miteinander leben, wenn sie miteinander versöhnt sind. Seit vierzig Jahren leben wir und die Juden zusammen. Derjenige, der sagt, daß wir nicht zusammen leben können, hat unrecht“, sagt Mehsen Assali, der Konservenfabrikant.

taz