I surrender dear

Der Jazztrompeter Roy Eldridge ist tot / Er spielte als erster Schwarzer in einer weißen Band  ■ P O R T R A I T

Berlin (wps/taz) - „Little Jazz“ ist tot. Roy Eldridge (78), der kleine Trompeter mit den lachenden Augen, starb nur drei Wochen nach dem Tod seiner Frau. „Er hörte einfach auf zu essen“, sagte ein Freund des schwarzen Musikers, „weil er ohne sie nicht mehr leben wollte.“ I surrender dear, „Ich gebe auf, meine Liebe“ war schon zu Lebzeiten eines der doppeldeutigen Lieblingsstücke des bis ins hohe Alter populären Musikers gewesen. Roy Eldridge gilt neben Louis Armstrong als der Jazztrompeter überhaupt.

Der Musikkritiker Arrigo Polillo war von Eldridges Stil fasziniert: „Kein Trompeter konnte so viel Glut wie er in ein Soli bringen und so mitreißen. Hart treffende, voll schmetternde Töne bilden seine Erkennungsmarke und enthüllen sein extrovertiertes und herzliches Temperament“. Aber Eldridge war nicht nur einer der großen Meister der Trompete, sondern auch eine Schlüsselfigur in der Jazzgeschichte.

Seine Musik wurde als Bindeglied zwischen den traditionellen Formen des Jazz und modernen Konzeptionen benutzt. Eldridge war der unfreiwillige Lehrer von Dizzy Gillespie, der ihn anfänglich imitierte und dann, auf Eldridge-Stil aufbauend, seine eigene, neue Musik entwickelte. Dies waren die ersten Elemente des Bruchs mit einer Jazztradition, die auf New-Orleans-Trompeter zurückging und in Louis Armstrong ihren bekanntesten Vertreter hatte.

Die Grundlage für seinen Ruhm legte er in den vierziger Jahren, als er noch zu Zeiten der Rassentrennung in den USA als erster Schwarzer mit weißen Bands auftrat. Mit seiner herausfordernden, inspirierenden Art beeinflußte er die meisten Jazzmusiker der Nachkriegszeit: die frühen Bebop -Musiker, den Swing der fünfziger Jahre. Glanznummern des Trompeters sind I can't get started, Rockin‘ chair, Little JazzDale's wail. Für den Kritiker Polillo repräsentierte Eldrigde Jazz „mit der hemmungslosen Ausdruckskraft der echtesten afro-amerikanischen Musik“.

mf