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Weltweite Kampagne für Rushdie

Solidaritätserklärung für den Schriftsteller erscheint am Donnerstag in Zeitungen und Zeitschriften Bei Bombenanschlag auf „British Council“ wurde ein Wachmann getötet / Lesungen auch in Theatern  ■  Von Arno Widmann

Berlin (taz) - Kommenden Donnerstag wird in einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften eine internationale Solidaritätserklärung für Salman Rushdie erscheinen. Die Unterzeichner - Dutzende Schriftstellerverbände und -organisationen - erklären ihr Verständnis für die verletzten Gefühle frommer Moslems, sprechen sich aber gleichzeitig in aller Deutlichkeit gegen Khomeinis Morddrohung aus. Die Anzeige wird in Großbritannien unter anderem in 'Guardian‘, 'Economist‘ und 'Independant‘ erscheinen, in Frankreich in 'Le Monde‘, in USA in 'Village Voice‘, 'The Nation‘ und 'New Republic‘, in Schweden in 'Dagens Nyeter‘, in der Bundesrepublik bisher nur in der taz. Die 'Indian Post‘ in Bombay möchte die Erklärung ebenfalls abdrucken. Man muß befürchten, daß dies in Rushdies Geburtsstadt zu mörderischen Straßenkämpfen führen wird. Am vergangenen Wochenende hatte es in Bombay im Anschluß an eine Anti-Rushdie-Demonstration mehrere Tote und zahlreiche Verletzte gegeben.

Bei einem Bombenanschlag auf die Bücherei des britischen Kulturinstituts „British Council“ in Pakistans größter Stadt Karatschi wurde am Sonntag abend ein Wachmann getötet. Wie die Polizei mitteilte, warfen Unbekannte einen Sprengsatz in den Hof des Kulturinstituts, wo der Wachhabende durch die Wucht der Explosion tödlich verletzt wurde. Das Institut war zum Zeitpunkt des Anschlags geschlossen. Die Behörden vermuten islamische Fundamentalisten hinter dem Attentat, das offenbar mit der Rushdie-Affäre in Zusammenhang steht. Vor dem britischen Kulturinstitut, den Konsulaten Großbritannien und der USA in Karatschi sowie den Büros westlicher Fluggesellschaften bezogen am Abend pakistanische Polizeieinheiten Stellung, um mögliche Übergriffe aufgebrachter Moslems zu vermeiden.

Unterdessen gehen die Verhandlungen zwischen britischen Moslemführern und Vertretern von Viking Penguin, dem Verlag, der Salman Rushdies Satanische Verse herausbringt, weiter. Am Wochenende zeigten sich beide Seiten optimistisch. Die Moslemvertreter - so berichtet Amit Roy in der 'Sunday Times‘ - würden sich bereiterklären, auf weitere Agitationen gegen Rushdies Buch zu verzichten und auch die Moslemsprecher in anderen Ländern dahin zu bringen, wenn Viking Penguin bereit wäre, die Paperback Edition im Herbst aus dem Verkehr zu ziehen. Im Verlag, so ist zu hören, gibt es eine wachsende Zahl von Beschäftigten, die diese Lösung begrüßen würde. Weitere Maßnahmen sind im Gespräch. Zum Beispiel eine Warnung in den bisher nicht verkauften Bänden, die darauf hinweist, daß es sich um einen Roman handelt, ein Produkt von Rushdies Phantasie. Außerdem sollen die Moslemführer eine finanzielle Entschädigung verlangt haben, die Verlag und Autor zahlen sollen.

Penguin ist seit vergangener Woche mit Moslemführern im Gespräch. Der Verlag hat klargestellt, daß er nur zu einer Lösung bereit ist, die vom Autor mitgetragen wird.

Penguins Bereitschaft nachzugeben ist von den Moslemvertretern verstanden worden. Sher Azam, Präsident des Rats der Moscheen in Bradford, der Stadt, in der Salman Rushdies Buch öffentlich verbrannt wurde, antwortete: „Wo ein Wille ist, ist ein Weg.“

Nach einer ersten Lesung der „Satanic Verses“ im linksrheinischen Rundfunk wollen jetzt auch Theater in Stuttgart und München öffentliche Lesungen veranstalten.

Rushdie-Rezension auf den Kulturseiten 11-13

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