Forza Milano

■ Mittwoch: weder Pizza, Pane noch Chianti / Bremens Italiener zittern für Milano und um ihre Fensterscheiben

Natürlich sind die Italiener die besseren Fußballfans. Ihre Gesten sind dramatischer, ihre Fahnen phantasievoller, ihre Sprechchöre melodischer, ihre Begeisterung schlichtweg ansteckend, und selbstverständlich fiebert auch die kleine Bremer Kolonie dem Großereignis Werder contra Milano entgegen.

Wer morgen Scaloppine al Marsala essen will, wird es jedenfalls schwer haben. Fast alle Restaurants haben nämlich geschlossen. Bei „Al Carello“ ist das keine Frage: „Geschäft ist egal. Man muß auch ans Personal denken.“ Das Herz schlägt natürlich belegschaftskollektiv für Milano - wenn Bremen nicht besser spielt. Und das wird auch demonstriert mit einer roten Fahne, die gestern im Schaufenster hing und heute im Stadion die Rasenkünstler aus Holland und Italien beflügeln soll: FORZA MILANO. „Hab‘ ich mir extra schicken lassen“, verkündet er stolz und fügt besorgt hinzu: „Ob mir die Werder-Fans deswegen die Fensterscheibe einschmeißen?“

Anders in unserer Lieblings-Eisdiele 'Ferrari‘: „Natürlich: Wir haben nicht geschlossen. Aber ins Stadion gehen wir trotzdem. Aber unsere Frauen sind ja schließlich auch noch da.“ Der Chef ist schon 27 Jahre in Bremen, aber die Heimat ist offensichtlich anderswo: „Natürlich gewinnt Milano. Vielleicht nicht hier. Aber Zuhause.“ Sein Blick wird fast mitleidsvoll: „Weißt du, was es heißt, gegen 11 Künstler und 80.000 Fans zu spielen?“ Er zeigt uns auch den Zettelkasten voller Wett-Tips, alle eine Flasche Grappa schwer, und sagt uns dann im Vertrauen, daß jedes Votum für Werder rausgeschmissenes Geld und keinen Cappuccino wert ist: „Letztes Jahr, gegen Verona, da konnte Werder gewinnen. Aber weißt du, was Verona ist? Ich sag‘ es dir: Provinz, tiefste Provinz.“

Ganz sicher im Italien- und Millionenrausch ist Willi Lemke. Er rauscht geschäftig durch die Werder-Geschäftsstelle und verkündet mediengerecht, daß jeder der gelangweilten Fernsehredakteure , die auf letzte Käufer für immer noch vorhandene Karten warten, es hören kann: „Ne Pause muß sein. Ich geh jetzt schnell mit meinem Sohn Spaghettis reinpfeiffen.“

FWGU-Satz:!!!!