Soldat, wo ist Dein Feind?

■ Jugendliche diskutieren über die Bundeswehr

(19.30 Uhr, ZDF) „Heute sind es die Tiefflüge, morgen sind es die Manöver, und übermorgen wird die gesamte Bundeswehr in Frage gestellt“, sorgt sich Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz. Daß er mit seiner Einschätzung gar nicht so falsch liegt, zeigt eine Repräsentativumfrage der „Forschungsgruppe Wahlen“, die die Redaktion Jugendjournal des ZDF in Auftrag gegeben hat. So fühlen sich 87 Prozent der befragten Frauen und Männer im Alter von 16 bis 29 nicht mehr durch den Osten bedroht, 78 Prozent sind der Meinung, die Bundesrepublik solle ihre Ausgaben für Rüstung eher verringern, und nur elf Prozent finden es richtig, daß in Kürze die Dauer des Wehrdienstes von 15 auf 18 Monaten erhöht wird.

Spätestens seitdem Gorbatschow mit seiner einseitigen Abrüstungspolitik ernst gemacht hat, hat das alte Feindbild Sprünge bekommen. Da die Bundeswehr bislang ihre Legitimation aus der Bedrohung durch mögliche Angriffe aus dem Osten bezog, ist hier nach Expertenmeinung ein gefährliches Vakuum entstanden. Was tut die Bundeswehr dagegen? Mit flotten Sprüchen, die die „starke Truppe“ als großen Freundeskreis und die Bundeswehr als Abenteuerspielplatz preisen, soll jetzt, im Stil der Produktwerbung, die Motivation zum „Dienen“ wieder gesteigert werden.

Ob mit einer flotten Werbekampagne die Akzeptanzkrise der Bundeswehr aber gelöst werden kann, ist mehr als fraglich, denn auch die alten Werthaltungen wie Disziplin, Unterordnung und Ausdauer stehen nicht mehr hoch im Rang. Der Höchststand der Kriegsdienstverweigerer im Jahr 1988 ist auch dafür ein deutlicher Beleg. Wertewandel nennen das die Soziologen.

In einer Doppelpunkt-Sendung diskutieren Wehrpflichtige, Zeitsoldaten und Zivildienstleistende über ihr Verhältnis zur Bundeswehr. Eingeladen sind ein Vertreter des Verteidigungsministeriums und Alfred Mechtersheimer von den Grünen.

taz