Familienkrach

Zur Versicherungsvermittlung der Ökobank  ■ N O C O M M E N T

In der sogenannten Szene - was immer das heute noch sein mag - haben es die erfolgreichen Kinder der Bewegung und der Revolte immer schwer (gehabt). Als der „grüne“ Dany mit dem 'Pflasterstrand‘ nach (Nord-)Hessisch-Sibirien expandierte, nannte ihn die „Szene“ den Totengräber der alternativen Stadtmagazine. Als die taz in den Jahren 1985/86 ihre Abo -Zahlen drastisch steigern konnte, galt diese Zeitung als „etabliertes, staatstragendes Verlautbarungsorgan“. Und jetzt hat es auch die erfolgreiche Ökobank in Frankfurt erwischt.

Dabei sind die „Vorwürfe“ gegen die prosperierenden Projekte immer dieselben: Schon das „Abheben“ aus dem alternativen Ghetto mit seinen eng markierten Spielwiesen ist den Wächtern des permanent anti-staatlichen Anti -Repressionskurses „Verrat“ an der alternativen Bewegung. In Lebenszusammenhängen, in denen kragenlose Hemden und ausgelatschte Turnschuhe als „Ausweise“ einer allgemein akzeptierten nonkonformistischen Gesinnung gelten, setzt sich nur langsam die Erkenntnis durch, daß eine Bank nicht geführt werden kann wie die „Schäferei zum frommen Lamm“. Dabei sind die Projekte, die sich mit Verve auf die „linken Yuppies“ einschießen (wie etwa die Zeitung 'Kontraste‘), längst von der Geschäftstüchtigkeit gerade der ÖkobankerInnen abhängig geworden - zum Beispiel über die Mitgliedsbeiträge, die von der Ökobank und anderen ökonomisch „gesunden“ Projekten an die 'Zeitung für Selbstverwaltung‘ abgeführt werden.

Daß jetzt ausgerechnet die „Fairsicherungsläden“ der Öko -Bank die Kooperation mit dem „Waffendealer“ R+V -Versicherungen der genossenschaftlich organisierten Volks und Raiffeisenbanken vorwerfen, hat natürlich (auch) seinen ökonomischen (Hinter-)Grund. Von den Millionen, die von ökologisch- und sozial bewußten Menschen bei der kleinen Bank in „Bankfurt“ gebunkert und/oder in die quängelnde Szene hineingebuttert werden, möchten sich die alternativen „Fairsicherer“ selbstredend selbst einige Tausender in die eigene Tasche stecken können, denn das alternative Versicherungsgeschäft läuft - auf dem Jahrmarkt der Prämien und Eitelkeiten - mehr schlecht als recht: Mit der angezettelten Hintertreppen-Debatte soll letztendlich R+V raus- und „Fairsicherung“ reingezwungen werden, in die Ökobank. Die Kleinfamilie war zwar noch nie Ziel alternativer Politik, doch beim Geld scheint der Spaß aufzuhören.

Klaus-Peter Klingelschmitt