Ai: Irak foltert Kinder politischer Gefangener

■ Gefangenenhilfsorganisation berichtet in Genf von Kindesmißhandlungen in irakischen Gefängnissen / Behörden verlangen Gebühr für Hinrichtungen von den Angehörigen der Opfer / Appell an die Regierung in Bagdad und die UNO-Menschenrechtskommission /

Genf (afp/ap) - Babys und Kinder von politischen Gefangenen werden nach Informationen der Gefangenenhilfsorganisation „amnesty international“ (ai) in Irak vor den Augen ihrer Eltern gefoltert. In den Gefängnissen werden zahlreiche Kinder und Jugendliche verprügelt, ausgepeitscht, mit Elektroschocks gequält und sexuell mißhandelt, um Geständnisse ihrer Eltern zu erlangen. Für Hinrichtungen verlangen die irakischen Behörden von Angehörigen des Opfers bei der Auslieferung des Leichnams „Gebühren“.

Ai sammelte außerdem Zeugenaussagen darüber, daß auch die Eltern von politischen Gefangenen in Gefängnissen gefoltert werden, damit ihre inhaftierten Kinder die politischen Gruppen nennen, denen sie angehören. Ai appellierte deshalb am Dienstag in Genf an die irakische Regierung und die UNO -Menschenrechtskommission, der politisch motivierten Gewalt gegen Kinder Einhalt zu gebieten. Ai rief das Menschenrechtskomitee der Vereinten Nationen dazu auf, systematische Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen und alles zum Schutz der Kinder zu unternehmen.

Junge Leute, die „mit mutmaßlichen Regimegegnern verwandt sind“, werden nach Informationen von amnesty manchmal Opfer „massiver Verhaftungen“. Insbesondere im September und Oktober 1985 seien „etwa 300 Kinder und Jugendliche“ im kurdischen Sulemanijeh festgenommen worden, weil ihre Eltern aus der Armee zu den Verbänden der kurdischen Separatisten übergelaufen waren. Im Januar 1987 seien 29 Kinder und Jugendliche hingerichtet worden, sieben Fälle davon habe die Regierung bestätigt. Im März und April 1986 seien 15 Schüler und Studenten in einem Vergeltungsakt auf der Straße festgenommen, in einer Reihe aufgestellt und exekutiert worden.

Die „Folterer reißen ihren Opfern die Augen aus, schneiden ihnen die Nase ab, die Ohren, die Brüste, den Penis und die Glieder“, heißt es bei amnesty weiter. Einige dieser Methoden seien auch bei Kindern angewandt worden. Nach Angaben eines Augenzeugen sind weibliche „Gefangene während ihrer Menstruation an den Füßen aufgehängt worden“. Jungen Frauen seien Gegenstände in die Scheide eingeführt worden. „Oft wird das Verschwinden von Gefangenen gemeldet“, die nach Befürchtungen von ai in vielen Fällen hingerichtet wurden.