Boeing läßt Jumbo-Türen prüfen

■ Ein altersschwacher Bolzen an der Laderaumtür soll für das Loch im Jumbo verantwortlich sein / Experten empfehlen Zwangssanierung alter Flugzeuge / 800.000 Dollar Strafe für Fluglinie

Berlin (taz) - Die letzte Sonderaktion für Boeing-Jets zur Überprüfung ihrer Sicherheit ist noch nicht abgeschlossen, da muß schon die nächste Order ausgegeben werden, das Fluggerät des Unternehmens aus Seattle/USA auf seine Tauglichkeit zu überprüfen. Zum Wochenbeginn hat Boeing alle Fluglinien aufgefordert zu prüfen, ob sie bei den Jumbos die Türen noch richtig zubekommen. Der Hintergrund: Ein riesiges Loch in der Außenwand eines 19 Jahre alten 747-Jets der United Airlines, durch das am Freitag kurz nach dem Start in Honolulu/Hawaii neun Fluggäste in die Tiefe gerissen wurden.

Man vermutet inzwischen, daß ein altersschwacher schadhafter Bolzen an der Laderaumtür das Unglück ausgelöst hatte. Erst im Januar wurde nach der Bruchlandung einer nagelneuen Boeing 737 der British Midland Airways angeordnet, alle Neuprodukte des zur Zeit sehr überlasteten Herstellers auf fehlerhafte Verkabelungen durchzuchecken.

Eine von der US-Regierung gebildete Expertengruppe geht noch einen Schritt weiter. In einer gestern bekanntgewordenen Studie zur Luftsicherung empfahlen sie die Zwangssanierung alter Flugzeuge, auch wenn keine Mängel festgestellt werden. Bauteile, die anfällig für Materialermüdung sind, sollten demnach grundsätzlich ausgewechselt werden.

Die Kommission war im vergangenen Jahr einberufen worden, nachdem - ebenfalls über Hawaii - plötzlich das Kabinendach einer Boeing 737 weggeflogen und eine Stewardeß durch den Sog hinausgezogen worden war. Das Durchschnittsalter der fast 3.000 von US-Fluggesellschaften betriebenen Verkehrsmaschinen beträgt inzwischen rund 13 Jahre. Die Hälfte der Maschinen ist länger als 15 Jahre im Einsatz.

Nach Ansicht der Regierungsexperten trennen sich die Fluggesellschaften nicht von den alten Modellen, weil der Treibstoff zu billig ist, mithin der Anreiz zum Umsteigen auf neue Maschinen mit sparsameren Triebwerken fehlt, weil die neuen Flugzeuge zu teuer sind und weil sich der Luftverkehr insgesamt ständig ausweitet. Der letzte Fall: Eine Boeing 747 der United Airlines konnte gestern früh erst mit 20stündiger Verspätung in Sydney an den Start gehen. Das Wartungspersonal hatte gerade noch rechtzeitig einen schadhaften Bolzen der hinteren Frachtraumtür entdeckt.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat jetzt bekanntgegeben, daß sie die Fluglinie „Northwest Airlines“ zu einer Geldbuße von 800.000 Dollar verurteilte, weil die Gesellschaft bei einigen Boeings nicht die alle 8.000 Flugstunden vorgeschriebenen Wartungsarbeiten durchgeführt hatte.

ulk